Russland: Patriarch Kirill kritisiert Europarat wegen libertärer Haltung gegenüber Homosexuellen
Patriarch Kirill hat an einem Treffen mit dem Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, am 21. Mai in Moskau auf die Pflicht der Russischen Orthodoxen Kirche verwiesen, klar zu sagen, dass „gleichgeschlechtliche Beziehungen vor Gott eine Sünde sind“, auch wenn Menschen das Recht auf eine solche Lebensführung hätten.
Die Russische Orthodoxe Kirche beunruhige „weniger die Existenz dieser Sünde, die es schon immer gegeben hat“, sondern sie sei darüber bestürzt, dass „zum ersten Mal in der Geschichte ein Gesetz eine Sünde legitimiert“. Der Protest von Millionen Franzosen gegen die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften habe die Kirche „sehr bewegt“, gleichzeitig jedoch „schockiert“, da Meinung von Millionen Menschen übergangen und das Gesetz im Senat mit verabschiedet wurde.
In einem anschließenden Pressebriefing bedauerte Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Kirchlichen Außenamtes, dass „die EU-Führung in den letzten Jahren in einigen Fragen leider antikirchliche und antichristliche Positionen bezogen hat“. So seien z. B. in Großbritannien und Frankreich trotz Massenprotesten Gesetze zur Gleichstellung der Homo-Ehe verabschiedet worden. Die Russische Orthodoxe Kirche sei darüber alarmiert, denn damit zwinge die EU-Führung allen EU-Ländern antichristliche Normen auf, denen einige standhalten könnten, andere nicht. Dieser „weltanschauliche Konflikt“ werde unabsehbare Folgen haben.
Jagland machte demgegenüber geltend, dass die russischen Behörden sexuellen Minderheiten das Demonstrationsrecht einräumen müssten, da dies Teil des Rechts auf freie Meinungsäußerung sei, einer zentralen Bestimmung der Europäischen Menschenrechtskonvention. Wenn in Russland „das Gesetz über Geldbußen für Propaganda nichttraditioneller sexueller Beziehungen unter Minderjährigen“ in Kraft treten sollte, so wäre das ein „Verstoß gegen die Redefreiheit“. Mittlerweile hat die Duma jedoch am 11. Juni in dritter Lesung das umstrittene Gesetz gegen „Homosexuellen-Propaganda“ verabschiedet. Wer zukünftig im Beisein von Kindern über Homosexualität spricht, riskiert in Russland hohe Geldstrafen. Als Höchststrafe drohen umgerechnet bis zu 30 000 CHF Geldbuße. Medien, die über Homosexualität berichten, können für drei Monate geschlossen werden. Ausländer müssen mit Abschiebung und Haft rechnen.
www.interfax-religion.ru, 21.–23. Juni 2013 – O. S.