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Russland: Patriarch Kirill ruft angesichts der Sanktionen zum Schulterschluss auf

25. November 2014

Am russischen Nationalfeiertag „Tag der Volkseinheit“ am 4. November hat Patriarch Kirill seine Landsleute angesichts der gegen Russland verhängten Sanktionen aufgerufen, sich ein Beispiel an ihren heroischen Vorfahren zu nehmen: „Russland hat sich nie vor äußeren Feinden gefürchtet , die haben wir stets besiegt, selbst wenn wir viel schwächer waren. Das Schlimmste für Russland ist der Aufruhr in Verstand und Herz. So wie unsere Vorfahren diesen Aufruhr … stets meisterten, so wie es ihnen gelang, ihre Kräfte zur Abwehr jeder Gefahr zu mobilisieren, so muss auch die heutige Generation der Russen, die materiell besser gestellt ist, die gleiche Stärke des Geistes aufbringen wie unsere Urahnen.“

Bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten hätten viele Menschen nur ihr eigenes Leben im Blick und ließen das des Landes völlig außer Acht, beides gehöre jedoch laut dem Patriarchen zusammen: „Will man also Unrast in die Köpfe der Menschen streuen, so muss man nur ihre wirtschaftliche Lage verschlimmern. Wir sind heute mit Sanktionen aus dem Ausland konfrontiert. Was will man damit erreichen? Doch wohl, dass keiner von uns mehr an das allgemein Nationale denkt, sondern zuallererst an sich selbst.“ Gleiches sei zur „Zeit der Wirren“ geschehen [russ. smuta; damit wird die Zeitspanne zwischen dem Ende der Rurikiden-Dynastie 1598 bis zur Thronbesteigung des ersten Zaren aus der Dynastie der Romanovs, Michail I., 1613, bezeichnet. Die Smuta war gekennzeichnet durch große soziale Erschütterungen, Hungersnöte und die Eroberung Moskaus durch polnische-litauische Truppen]. Die Mobilisierung des Nationalbewusstseins sei das beste Mittel gegen die Smuta. „Damit es niemals mehr eine Zeit der Wirren in den Köpfen gibt, dürfen wir niemals unser Allgemeinwohl aus den Augen verlieren. Wir leben heute in einem Wohlstand, wie es ihn nach der Revolution noch nie gegeben hat. Darum darf ein geringfügig absinkender Lebensstandard kein Grund sein, dass unser nationales Selbstbewusstsein zerbricht. Das ist es, worum wir heute beten und woran wir denken und weswegen wir uns selbst einer inneren Prüfung unterziehen müssen“, so der Patriarch.

Der „Tag der Volkseinheit“ war 2005 als Ersatz für den obsoleten „Tag der Oktoberrevolution“ eingeführt worden. Für den neuen Feiertag hatte sich vor allem die Russische Orthodoxe Kirche eingesetzt: Sie feiert am 4. November das Fest der Ikone der Gottesmutter von Kasan. Diese Ikone war beim siegreichen Feldzug 1612 gegen die polnisch-litauische Besetzung mitgeführt worden; der Feldzug hatte das Ende der Smuta eingeläutet.

www.interfax-religion.ru, 5. November 2014 – O. S.

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