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Russland: Patriarch Kirill unterbreitet Maßnahmenkatalog gegen Schwangerschaftsabbruch

18. Februar 2011
Im Zusammenhang mit der demographischen Krise in Russland hat Patriarch Kirill der russischen Regierung am 17. Januar einen Maßnahmenkatalog zur Eindämmung von Schwangerschaftsabbrüchen vorgelegt:

Die Ärzte sollen verpflichtet werden, dem Schutz des werdenden Kindes oberste Priorität beizumessen und die Frauen umfassend über den Schwangerschaftsabbruch sowie über dessen mögliche gesundheitliche und psychische Folgen zu informieren. Zudem sei den Frauen vor einem Schwangerschaftsabbruch eine obligatorische zweiwöchige Bedenkfrist mit begleitender Beratung vorzuschreiben; der Schwangerschaftsabbruch müsse kostenpflichtig sein.

Für schwangere Minderjährige und schwangere Frauen in Not fordert der Patriarch umfassende soziale Unterstützung, Frauenhäuser sowie die Errichtung psychologischer Beratungs- und Anlaufstellen an allen Geburtskliniken, in der auch Vertreter der traditionellen Religionsgemeinschaften präsent sein sollten. Für Frauen, die bereit seien, ihr Kind auszutragen, es jedoch nicht behalten woll- ten, sollte eine Einrichtung geschaffen werden, in der sie mit adoptionswilligen Ehepaaren bereits vor der Geburt Kontakt aufnehmen könnten.

An Schulen müssten Jugendliche ausführlich über Schwangerschaft und Entwicklung des Kindes im Mutterleib informiert und zu einer verantwortungsvollen Rolle als künftige Eltern, insbesondere auch als Vater, erzogen werden. Abtreibungen müssten hingegen verurteilt und die junge Generation dahingehend erzogen werden, dass sich eine solche Frage gar nicht erst stelle.

Wichtig sei auch, die Rolle der Frau als Mutter aufzuwerten und der berufstätigen Frau gleichzustellen. Dazu müssten Familien mit zwei und mehr Kindern finanziell besser gestellt und ihnen größere Wohnungen zugeteilt werden, als dies heute geschehe. Patriarch Kirill fordert darüber hinaus mehr und bessere Einrichtungen für Waisenkinder und eine flexiblere Regelung der Adoption. Grundsätzlich müsse die Regierung dem Schutz der Familie und besonders der Kinder höchste Priorität einräumen und die traditionellen Religionsgemeinschaften in diese Arbeit einbinden.

Russland hat eine sehr liberale Abtreibungspraxis und weltweit eine der höchsten Abtreibungszahlen. Der Schwangerschaftsabbruch ist kostenlos und gilt als gängige Verhütungsmethode. Die Russische Orthodoxe Kirche fordert seit Jahren ein Verbot des Schwangerschaftsabbruchs mit Ausnahme der medizinischen Indikation, Vergewaltigung und Inzest.

www.interfax-religion.ru, 17., 18. Januar 2011 – O.S.

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