Zum Hauptinhalt springen

Russland: Patriarch Kirill zur Lage auf der Krim

07. April 2014

Patriarch Kirill hat sich am 14. März bei einer Liturgie in der Christus-Erlöser-Kathedrale erstmals indirekt zur Besetzung der Krim durch russische Truppen geäußert. Er warnte vor einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine und appellierte an die Gläubigen, für die Ukraine zu beten:

„Heute sind alle meine Gedanken in der Ukraine, bei unserem gläubigen Volk, das heute denkbar Schwerstes durchmacht. Seit mindestens 400 Jahren wurde immer wieder versucht, die Russische Welt [russkij mir] zu spalten und zu trennen. Wenn wir ‚Russisch‘ sagen, dann ist das nicht so zu interpretieren, wie das uns übel Gesinnte tun und mit ‚Russisch‘ das Russische Imperium und die Sowjetunion meinen. Es geht um die Russische Welt, um die große russische Zivilisation, die dem Kiewer Taufbecken entstiegen ist und sich über den riesigen Raum Eurasiens verbreitet hat. Diese autochthone Zivilisation, der die Orthodoxie und ihre moralischen Werte zugrunde liegen, lässt seit über 400 Jahren jene nicht zur Ruhe kommen, die diese friedliche Zivilisation als eine Art Herausforderung für ihre eigenen Vorstellungen empfinden. Wir wissen, dass es jedes Mal, wenn unsere Feinde unser Vaterland überfallen haben, das Wichtigste für sie war, unser Volk zu spalten und vor allem die südlichen und westlichen russischen Länder dieser einigen Welt zu entreißen.

Heute existieren in dem Raum dieser Welt unabhängige Staaten, und wir verhalten uns mit Respekt gegenüber ihrer Souveränität, gegenüber ihrer Bereitschaft und ihrem Wunsch nach einem selbständigen nationalen Leben. Das heißt aber nicht, dass das Streben nach legitimer Souveränität, nach Verwirklichung dieser Souveränität von der Zerstörung des gemeinsamen, einheitlichen geistigen Raumes begleitet sein muss. Und heute beten wir darum, dass es niemals zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Brüdern kommen möge und Brüder eines Glaubens und eines Blutes einander niemals Tod und Zerstörung bringen.

Darum gilt heute mein wichtigstes Gebet dem Frieden in der Ukraine, dem Frieden in den Beziehungen zwischen Brüdern, die heute in der Ukraine und in der Russischen Föderation leben. Das Unterpfand dieses Friedens und der Einheit war stets unsere Eine Kirche. Gebe Gott, dass sie durch äußere politische Kräfte nicht zerstört werde.“

www.risu.org.ru, 14. März 2014 – O. S.

Drucken