Russland: Russische Orthodoxe Kirche bricht Dialog mit finnischen Lutheranern ab
Die Russische Orthodoxe Kirche hat den theologischen Dialog mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands eingestellt, weil diese gleichgeschlechtliche Beziehungen befürwortet.
Der für die ökumenischen Kontakte verantwortliche Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Ilarion (Alfejev), sagte am 17. September, ein Dialog mit lutherischen Kirchen, die gleichgeschlechtliche Paare segnen, sei „unmöglich“. Er bedauerte, dass die Kirche, der 75 % der Finnen angehören, nicht bereit sei, das Thema Homosexualität „auf der Grundlage der gemeinsamen Kirchentradition und der christlichen Morallehre“ zu diskutieren. Die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren stehe im „direkten Widerspruch zur christlichen Moral“. „Die Ablehnung von grundlegenden ethischen Normen untergräbt die Vorstellungen von Sünde und Tugend und beraubt die Menschen der moralischen Richtlinien, was sie hilflos angesichts ihrer eigenen Passionen macht“, so Metropolit Ilarion.
Die beiden Kirchen hatten ihren theologischen Dialog 1970 begonnen und eine Reihe gemeinsamer Dokumente veröffentlicht. Das Oberhaupt der finnischen Lutheraner, Erzbischof Kari Mäkinen, hatte sich zuletzt am 2. September in Moskau mit Patriarch Kirill getroffen. Von einem Eklat war in der anschließenden Mitteilung des Moskauer Patriarchats jedoch keine Rede. Der Patriarch pries stattdessen den theologischen Dialog beider Kirchen. Er sei von „großer Wichtigkeit für die Entwicklung der orthodox-protestantischen Kontakte und die Festigung freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern“.
Erzbischof Mäkinen machte jedoch am 11. September publik, dass die Russische Orthodoxe Kirche bei der Begegnung eine Verurteilung von Homosexualität verlangt habe. Im Vorfeld einer geplanten Dialogrunde über Anthropologie sollte die lutherische Kirche eine von der russischen Seite vorgelegte Erklärung unterschreiben, dass sie eine derzeit im finnischen Parlament diskutierte mögliche Einführung von gleichgeschlechtlichen Ehen weder gutheiße noch mitvollziehe. Das Ergebnis von Gesprächen sollte nicht im Vorhinein festgelegt werden, meinte der lutherische Erzbischof. Sowohl Erzbischof Mäkinen als auch Metropolit Ilarion betonten, sie wollten die Kontakte zwischen beiden Kirchen nicht komplett abbrechen. Metropolit Ilarion sprach sich für eine Zusammenarbeit insbesondere im sozialen und „friedensstiftenden“ Bereich aus.
KNA-ÖKI, 20. September 2014.