Russland: Russische Orthodoxe Kirche und Amt für Migration vereinbaren Zusammenarbeit
Patriarch Kirill und der Leiter des Föderalen Amtes für Migration, Konstantin Romodanovskij, haben am 19. April ein Abkommen zur Zusammenarbeit unterzeichnet. Es sieht vor, dass die Russische Orthodoxe Kirche Arbeitsmigranten kostenlose Russisch-Kurse anbietet und ihnen gleichzeitig die russische Kultur näherbringen soll.
Der Vertrag sieht ferner vor, dass die Kirche dem Migrationsamt bei der Rücksiedlung von Russen Hilfestellung leistet.
Patriarch Kirill begrüßte das Abkommen, denn „aus christlicher Nächstenliebe müssen wir alles tun, damit diese Menschen menschenwürdig leben können. Das betrifft sowohl ihre Unterweisung in den kulturellen Traditionen unseres Landes als auch ihre Teilnahme am Russischunterricht sowie […] viele andere Probleme, die es den Migranten erschweren, materiell und sozial anständig zu leben.“ Andererseits verwies der Patriarch auch auf Probleme in Zusammenhang mit der Migration: „Wir wissen, dass der Anstieg der Kriminalität mit der Migration zusammenhängt, dazu zählt auch die Bildung krimineller ethnischer Gruppierungen. Wir wissen, dass Konflikte im Alltag oft auf das völlige Fehlen von Verständnis für unsere Kultur, Sprache, Traditionen und Gepflogenheiten zurückzuführen sind. Es liegt klar auf der Hand, dass in unserer Gesellschaft Sorgen über die unangenehmen Folgen laut werden, die sich aus der steigenden Zahl von Arbeitsmigranten ergeben. Um das zu ändern, hat sich die Kirche in diese Arbeit eingeschaltet, deren Rahmen das vorliegende Abkommen absteckt.“
Laut Angaben des Migrationsamtes lebten 2010 9,1 Mio. registrierte Migranten im Land. Von ihnen verfügten 1,3 Mio. über eine Arbeitserlaubnis, 4 Mio. gaben an, sie hielten sich wegen einer Ausbildung, aus medizinischen oder persönlichen Gründen in Russland auf. Über die Tätigkeit von weiteren 3,8 Mio. Migranten ist nichts bekannt. Die meisten Arbeitsmigranten stammen aus Zentralasien, dem Kaukasus und China, aus der Ukraine, der Republik Moldau und Weißrussland. Oft handelt es sich um mittellose, beruflich wenig qualifizierte Personen vom Land bzw. aus Kleinstädten, die das Russische schlecht bzw. nicht beherrschen, aufgrund der Perspektivlosigkeit in ihren Herkunftsländern jedoch dauerhaft in Russland bleiben möchten. In der Regel übernehmen die Arbeitsmigranten schwere, unqualifizierte und schlecht bezahlte Arbeiten, verfügen kaum über eine Krankenversicherung, wohnen in überfüllten Wohnungen oder Wohnheimen, sind verschuldet und leben praktisch außerhalb der russischen Gesellschaft. Da die bürokratischen Hürden für eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis hoch sind, übernehmen nicht wenige Schwarzarbeiten – mit den entsprechenden prekären Folgen. Menschenrechtsorganisationen beklagen den fehlenden rechtlichen Schutz der Arbeitsmigranten sowie den fehlenden politischen Willen, die Migranten in die Gesellschaft zu integrieren.
www.patriarchia.ru, 19. April 2013; Russland-Analysen Nr. 236, 23. März 2012 – O. S.