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Russland: Russische Orthodoxe Kirche und Staat betonen Willen zur Zusammenarbeit

21. April 2011
Der russische Außenminister Sergej Lavrov und Patriarch Kirill haben an den XIX. Internationalen Weihnachtslesungen der Russischen Orthodoxen Kirche am 25. Januar die enge Verbundenheit von Kirche und Staat betont.

Die Weihnachtslesungen finden alljährlich statt und haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Forum des Dialogs zwischen Kirche, Staat und Gesellschaft entwickelt. Das Thema der diesjährigen Lesungen lautete «Kirche und Staat: Zusammenarbeit für die Lösung gemeinsamer Aufgaben».

Patriarch Kirill benannte in seinem Eingangsreferat mehrere Arbeitsfelder der Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat: Der bisher als Pilotprojekt erfolgreich eingeführte Religionsunterricht – offiziell: «Grundlagen religiöser Kulturen » – müsse auf alle Schulen des Landes ausgeweitet werden. Zudem müsse der zurzeit diskutierte Entwurf zu einem neuen Bildungsgesetz «die Möglichkeit einer geistlichethischen Erziehung der Kinder auf der Basis der historischen und kulturellen Werte der Orthodoxie sowie anderer für unser Land traditioneller Religionen garantieren». Widersprüche zur Verfassung sehe er keine, Russland sei ein säkularer Staat, der die Rechte und Freiheiten der Gläubigen schütze.

Präsident Dmitrij Medvedev schickte eine Grußbotschaft, in der er auf die Wichtigkeit «gemeinsamer Anstrengungen » von weltlicher und kirchlicher Macht zur «Konsolidierung unserer Gesellschaft und zur Stärkung traditioneller geistlicher Werte» hinwies.

Außenminister Sergej Lavrov versprach in seiner Rede, die Anstrengungen der Russischen Orthodoxen Kirche auf internationaler Ebene zu unterstützen, und informierte das Publikum über eine Vereinbarung zwischen Außenministerium und Kirche, die eine verstärkte Zusammenarbeit vorsieht, um «die Positionen und das Ansehen Russlands in der Welt zu stärken». Das Außenministerium und die Kirche verbinde das gemeinsame Verständnis von «der Schlüsselrolle eines interkonfessionellen, interzivilisatorischen Dialogs. Wir schätzen die Anstrengungen der Kirche zur Förderung eines solchen Dialogs auf internationaler Ebene, im Europarat und in der UNESCO, und sehen unsere Aufgabe darin, möglichst günstige politische und diplomatische Rahmenbedingungen für diese Arbeit zu schaffen».

Laut Lavrov füge sich die Arbeit der Kirche «organisch in die Arbeit des Außenministeriums mit Auslandsrussen ein» und fördere «die Stärkung der geistigen und kulturellen Bande der russischen Welt mit der Heimat». In zahlreichen wichtigen Fragen arbeite man eng mit der Kirche zusammen; dies gelte vor allem für die Restaurierung und den Bau orthodoxer Kirchen im Ausland und für die Rückgabe russischen Eigentums.

Der Vorsitzende des Föderationsrates, Sergej Mironov, würdigte in einer Grußbotschaft die Bedeutung der Weihnachtslesungen für die gesamte russische Gesellschaft. Sie hätten der Einführung von Militärgeistlichen, dem Religionsunterricht an den Schulen sowie der Verabschiedung des Restitutionsgesetzes den Boden bereitet. Daher gelte es von der falschen Vorstellung einer Kluft zwischen Kirche und Staat Abschied zu nehmen und zur «solidarischen Arbeit zum Wohl des Menschen überzugehen». Das Prinzip gegenseitiger Nichteinmischung von Staat und Kirche sei gerade die Voraussetzung für Dialog und Zusammenarbeit. Zentral seien geistlich-moralische Werte und Normen, die «nicht nur die Stabilität der gesellschaftlichen Entwicklung, sondern die Existenz der Gesellschaft als konsolidiertes Ganzes» bestimmten.

www.religio.ru, 24. Januar; www.religare.ru, 24. Januar; www.portal-credo.ru, 25. Januar 2011 – O.S.

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