Russland: Zahlreiche Kosaken nur formal orthodox
Metropolit Kirill (Pokrovskij) von Stavropol und Nevinnomysk hat sich besorgt darüber geäußert, dass viele Kosaken, die sich nach außen hin gern als „Hüter der Orthodoxie“ präsentieren, nur nominell orthodox seien.
Zwar hätten sich fast alle in einer repräsentativen Umfrage als orthodox bezeichnet, doch nur die Hälfte von ihnen besuche zumindest einmal im Monat einen Gottesdienst. Zudem würden sie nur selten beichten und kommunizieren und lediglich 26% hielten die Fastenzeiten ein. Nur 14% könnten das Glaubensbekenntnis und 57,3% das Vater Unser aufsagen; 70% hätten ihre Kinder taufen lassen und 40% seien kirchlich getraut.
Der Metropolit beklagte dieses formale bzw. fehlende Verhältnis zur Orthodoxie. Doch auch bei den Orthodoxen unter ihnen sei „der Glaube klein, da sie ihn als eine Art Attribut verstehen oder als Teil des Kosakendienstes“[das Bewachen von Kirchen oder Reliquien]. Für eine „erdrückende Mehrheit“ sei die Teilnahme an den Sakramenten „keine Notwendigkeit, die ihr Leben prägt, sondern […] ein Ritual, das man ohne weiteres gegen etwas anderes eintauschen kann, z. B. einen Wachdienst.“ Für die Kirche stelle sich daher laut Metropolit Kirill die Aufgabe, „nach eigenen Wegen einer orthodoxen Bildungsarbeit unter den Kosaken zu suchen“. Dabei sei insbesondere zu berücksichtigen, inwieweit Erwachsene und Kinder in die Kirche eingeführt seien, und ob sie sich über die Bedingungen des Kosakeneids im Klaren seien: Gegenwärtig werde „dieser Schwur rein formal abgelegt, selbst wenn man ihn, wie traditionell gefordert, auf Kreuz und Evangelium leistet“, doch der Schwörende müsse sich über seine Verantwortung vor Gott für seinen Eid völlig im Klaren sein.
Mehrere Kosakengesellschaften wollen eigene Bildungszentren für die religiöse und patriotische Bildungsarbeit einrichten, doch stoßen sie auf den Widerstand der Beamtenschaft: Russland sei ein säkularer Staat mit einem säkularen Bildungsprinzip; wenn die Kosaken eigene Lehreinrichtungen ins Leben rufen wollten, müssten sie zuvor eine staatliche Lizenz einholen.
www.interfax-religion.ru, 28. Januar 2013 – O. S.