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Russland: Zusätzlicher Treueeid auf Patriarch Kirill

04. Februar 2013

Neben dem regulären Treueeid, den Kandidaten für das Priester- und Diakonenamt in der Russischen Orthodoxen Kirche vor ihrem Bischof in schriftlicher Form ablegen und unterzeichnen (www.patriarchia.ru/db/text/1435038.html), existiert noch ein weiteres Formular, in dem sich die Moskauer Priester- und Diakonkandidaten verpflichten, Patriarch Kirill persönlich Treue zu leisten. Dies berichtete Erzdiakon Prof. Dr. Andrej Kuraev am 24. Dezember auf seinem Blog (http://diak-kuraev.livejournal.com/408584.html); Religija v Ukraini (Religion in der Ukraine) publizierte das Faksimile des Formulars am 28. Dezember auf ihrer Internetseite:

„An Seine Heiligkeit, den Allerheiligsten Patriarchen Kirill von Moskau und Ganz Russland Eure Heiligkeit, Allerheiligster Vladyka!

In Ergänzung zu meinem an Ihren Namen gerichteten Antrag auf Weihe zum [Diakon, Priester] hat man mich am [Datum] zu einem Gespräch ins Zentralvikariat eingeladen und gebeten, eine Reihe von Fragen mündlich und schriftlich zu beantworten.

Bevor ich diese Fragen beantworte, möchte ich Eurer Heiligkeit jedoch versichern, dass ich für den Fall meiner Weihe zum [Diakon, Priester] Ihnen und der von Ihnen geleiteten Mutter-Kirche bis ans Ende meiner Tage die Treue bewahren werde.

Ich verpflichte mich, mich in meinem Dienst von den kirchlichen Kanones, den Anweisungen der Kirchenleitung sowie der überlieferten orthodoxen Tradition der Kirche leiten zu lassen und den Gläubigen in allem stets ein gutes Vorbild zu sein, indem ich mich absolut besonnen und makellos verhalte.

Im Folgenden hat der Kandidat zu folgenden Fragen Stellung zu nehmen:

1. Was denken Sie über die heutigen Schismen? Wie lässt sich feststellen, dass es sich um solche handelt? Was verstehen Sie unter einem Schisma? Was ist Ihrer Ansicht nach dessen Ursache?

2. Moderne religiöse Strömungen und Häresien: Worin unterscheiden sie sich von einem Schisma? Wie stehen Sie zu ihnen? Auf welche Weise beabsichtigen Sie, ihnen entgegenzuwirken?

3. Ökumenische Kontakte: Was ist Ihrer Meinung nach an ihnen positiv und was unzulässig?

4. Politische Parteien und Bewegungen: Darf ein Geistlicher Mitglied sein? Begründen Sie, warum nicht.

5. In welchem Bereich sehen Sie – neben Ihrem Dienst in der Kirche – Ihr soziales Engagement am ehesten: Im Spital, Gefängnis, in der Armee oder anderswo?

6. Sind Sie bereit, jeden beliebigen, Ihnen von der Kirchenleitung auferlegten Dienst zu leisten, selbst außerhalb Moskaus?

7. Sind Sie und Ihre Familie bereit zu einem niedrigen Lebensstandard in der Gemeinde? Wird das für Sie kein Hindernis sein für das Abhalten von Gottesdiensten?

8. Beabsichtigen Sie, sich am Moskauer Geistlichen Seminar bzw. der Moskauer Geistlichen Akademie weiter­zubilden?“

Religija v Ukraini vermutet, dieser zusätzliche Fragebogen diene dazu, „unzuverlässige“ Priesteramtskandidaten herauszufiltern; auf diese Weise reagiere die Kirchenleitung auf wachsende Kritik innerhalb der Geistlichkeit, vor allem der konservativen, am Patriarchen, die ihm in sozialen Netzwerken „Ökumenismus“, „Modernismus“, „Philokatholizismus“ und überstürzte Reformen vorwirft.

www.religion.in.ua, 28. Dezember 2012 – O.S.

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