Serbien: Bischofskonzil beschliesst Neuordnung der kirchlichen Strukturen
Das Bischofskonzil beschäftigte sich außerdem mit den Feierlichkeiten zum 1700. Jahrestag des Mailänder Toleranzedikts im Jahr 2013 in der serbischen Stadt Niš und einer damit verbundenen möglichen Einladung an Papst Benedikt XVI. Weiteres Thema an den Beratungen des Sabors war der Fall des zum Mönch degradierten früheren Bischofs von Raška-Prizren, Artemije (Radosavljević).
Mit der Schaffung von zwei neuen Eparchien und der Ernennung von vier neuen Bischöfen setzte der Sabor die Neuordnung der kirchlichen Strukturen fort, die er bereits an seiner letzten Sitzung im November 2010 in Angriff genommen hatte. Neu gegründet wurde die Eparchie für Österreich, Schweiz und Italien mit Sitz in Wien. Bisher gehörten diese Länder zur Eparchie Mitteleuropa, die jetzt nur noch Deutschland umfasst. Ein neuer Bischof wurde jedoch noch nicht gewählt, vielmehr wird die Eparchie ein Jahr lang von Bischof Irinej (Bulović) von Bačka verwaltet werden. Ähnlich verfuhr der Sabor auch mit der zweiten Neugründung – der Eparchie für Süd- und Mittelamerika, die vorerst Metropolit Amfilohije (Radović) als Administrator leiten wird.
Zu den wichtigsten personellen Neuerungen zählte die Ernennung eines neuen Bischofs für die Eparchie Niš, deren vormaliger Bischof der jetzige Patriarch Irinej war und der die Eparchie bisher als Administrator verwaltet hat. Zum Nachfolger wurde Bischof Jovan (Purić) von Diokleia bestimmt, der bisher Vikarbischof der Metropolie von Montenegro gewesen war. Die bereits im letzten Herbst neu gegründete Eparchie von Kruševac wird künftig von Bischof David (Perović) geleitet, vormals Dozent der Theologischen Fakultät in Belgrad. Zudem erhielt Patriarch Irinej zwei neue Vikarbischöfe: Protosynkellos Jovan (Ćulibrk) mit dem Titel eines Bischofs von Lipljan wird den Patriarchen im Patriarchatskloster Peć und vor den Institutionen der internationalen Gemeinschaft im Kosovo vertreten. Der zweite neue Vikarbischof wird Archimandrit Andrej (Ćilerdžić), der den Titel eines Bischofs von Remesiana führen wird. Der künftige Vikarbischof stammt aus der Eparchie Mitteleuropa und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Systematische Theologie an der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der Universität München.
Hinsichtlich der Feierlichkeiten zum 1700. Jahrestag des Mailänder Edikts (313) im Jahr 2013 in der südserbischen Stadt Niš, dem antiken Naissos, dem Geburtstort des römischen Kaisers Konstantin, legte das Bischofskonzil lediglich fest, dass diese auf drei verschiedenen Ebenen stattfinden sollen: auf einer lokalen, auf einer gesamtorthodoxen und auf einer gesamtchristlichen Ebene. Zu einer offiziellen Einladung an Papst Benedikt XVI. nach Niš konnte sich der Sabor nicht durchringen. Patriarch Irinej hat zwar mehrfach den Wunsch bekundet, den Papst nach Serbien einzuladen; so erklärte er zuletzt in einem ausführlichen Interview gegenüber serbischen Tageszeitung «Danas» zu Ostern: «Was eine eventuelle Einladung an den Papst betrifft […], so ist dies eine Angelegenheit unserer Kirche, über die wir uns besprechen, in Absprache mit den anderen orthodoxen Kirchen. Meine persönliche Meinung ist, dass das Jubiläum eine gute Gelegenheit darstellt, Repräsentanten aller christlichen Kirchen zu versammeln. » Doch die Mehrheit der Bischöfe mochte diesem Ansinnen des Patriarchen nicht folgen; ein Papstbesuch in Serbien 2013 wird damit zunehmend unwahrscheinlich.
Die Zurückhaltung der Bischöfe dürfte auch mit dem nach wie vor nicht gänzlich geklärten «Fall Artemije» zusammenhängen: Der im letzten Herbst in den Mönchsstand degradierte vormalige Bischof von Raška- Prizren, Artemije (Radosavljević), der stark antiökumenisch eingestellt ist, hat mit seinen Anhängern mittlerweile eine eigene «Katakomben-Kirche» ins Leben gerufen und weigert sich nach wie vor, seine Absetzung durch die Kirchenleitung anzuerkennen. Patriarch Irinej drohte Artemije im Vorfeld des jetzigen Sabors sogar mit einem Ausschluss aus der Kirche, aber wie beim Papstbesuch konnte sich das Bischofskonzil nicht zu einem so weitreichenden Entscheid durchringen – vermutlich weil die antiökumenischen Einstellungen von Artemije bei einem nicht unerheblichen Teil von Bischöfen auf Sympathie stoßen.
www.danas.rs, 22. April, 27. Mai; SOK Aktuell, 26. Mai; www.politika.rs, 27. Mai; www.spc.rs, 30. Mai 2011 – S.K.