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Serbien: Hl. Synod ruft zu Gewaltlosigkeit auf

09. April 2025

Angesichts der anhaltenden Massenproteste gegen Korruption in Serbien hat sich nun auch der Hl. Synod der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) geäußert.

Sie seien zutiefst besorgt über die möglichen Unruhen im Volk, schrieben die Bischöfe in ihrem Statement. Mit Blick auf die österliche Fastenzeit riefen sie dazu auf, die eigenen Sünden zu bedenken und „Früchte der Reue“ zu zeigen. Seit Anfang November protestieren Studierende für eine lückenlose Aufklärung des Einsturzes des Bahnhofsvordachs in Novi Sad, bei dem 16 Menschen umkamen. Inzwischen haben sich im ganzen Land verschiedene Gruppen den Demonstrationen angeschlossen und fordern funktionierende staatliche Institutionen.

Mit Blick auf frühere „Spaltungen und Zwietracht in unserem Volk“ baten die Bischöfe die Menschen, alles ihnen mögliche zur „Erhaltung des Friedens in uns und zwischen uns“ zu tun. Weiter riefen sie dazu auf, Gewalt jeder Art, ungeachtet von wo oder von welcher Seite sie komme, „völlig abzulehnen“. Gewalt zerstöre die Grundlagen der Gesellschaft und schaffe neue Spaltungen, die tiefer als die ererbten seien. Freiheit und Wahrheit seien von unschätzbarem Wert, aber ohne Liebe und Respekt unerfüllbar. Partikularinteressen seien nie wichtiger als das Allgemeinwohl des Volks und des Staates, gaben die Bischöfe zu bedenken. Abschließend erklärten sie, dass die Kirche ihre Türen weit öffne und „alle verantwortlichen gesellschaftlichen Akteure“ zu brüderlichem Dialog aufrufe.

Bei einem Gottesdienst in der Sveti-Sava-Kathedrale in Belgrad am 14. März betete der serbische Patriarch Profirije für ein Ende der Spaltungen im serbischen Volk. In seiner Predigt wandte er sich zunächst an die jungen Menschen, in die er „das größte Vertrauen“ von allen habe, und bat sie, so weiterzumachen wie bisher und alles ihnen Mögliche dafür zu tun, um Gewalt zu vermeiden. Das gelte aber „für alle gesellschaftlichen Akteure“ und noch mehr für „alle staatlichen Institutionen“. Zugleich betonte Porfirije, dass in der Kirche alle ohne Ausnahme aufgenommen würden, und dass die Kirche niemandem sage, was er zu tun habe.

Am 16. März wünschte sich der Patriarch zudem in einer Predigt, dass „unsere Kinder“ in die Klassenzimmer, Primar- und Mittelschulen sowie in die Universitäten zurückkehrten. Oft werde infrage gestellt, was er über die Forderungen der Studierenden denke, deshalb sage er, er denke, dass es keinen Menschen gebe, der nicht dafür sei, dass die Forderungen der Studierenden erfüllt würden. Das liege aber nicht an ihm, sondern an kompetenteren Menschen, die dazu berufen und dafür bezahlt seien.

Bisher haben sich nur wenige Bischöfe der SOK klar zu den Protesten geäußert. Kürzlich veröffentlichten mehrere Bischöfe ein Statement, in dem sie die Studierenden in Schutz nahmen. Damit wandten sie sich in erster Linie gegen einen Text von Bischof David (Perović) von Kruševac. Metropolit Grigorije (Durić) von Deutschland hatte schon vor längerem klar Partei für die Studierenden ergriffen. Patriarch Porfirije hat mehrfach Gewalt gegen die Demonstrierenden klar verurteilt, ansonsten ist er bisher eher vage geblieben. (NZ)

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