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Slowakei: Evangelisch-lutherische Kirchen vereinbaren Zusammenarbeit

22. Mai 2012
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn und die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakei haben am 21. März in Komárno (Komárom) einen Vertrag zur Zusammenarbeit unterzeichnet, der das kirchliche Leben in den beiden Ländern enger miteinander verbinden soll.

Von slowakischer Seite unterzeichneten Generalbischof Miloš Klátik und Landeskurator Pavel Delinga das Abkommen, von ungarischer Seite der leitende Bi- schof Péter Gánsc sowie Landeskurator Gergely Prőhle.

Der Vertrag sieht eine engere Zusammenarbeit beider Kirchen im diakonischen Bereich vor. Außerdem sollen die Möglichkeiten des Schüler- und Studierendenaustausches bei den Mittel- schulen und theologischen Hochschulen intensiviert werden. Besondere Aufmerksamkeit widmet die Vereinbarung den Gebieten in Ungarn und in der Slowakei, in denen Slowaken und Ungarn miteinander leben. Beide Kirchen unterstützen, dass in diesen Gebieten die für den Gottesdienst und das Glaubens- leben wichtigen Schriften gegenseitig genutzt werden können. Ferner wird die offizielle Nutzung von Religionsbüchern und Konfirmationsmaterial in der jeweiligen Muttersprache auch in der Partnerkirche sichergestellt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass slowakische Pfarrerinnen und Pfarrer nach Ungarn und ungarische Pfarrerinnen und Pfarrer in die Slowakei entsandt werden können.

Bischof Tamás Fabiny aus Ungarn sagte im gemeinsamen Gottesdienst: «Jeder muss seinen Sünden ins Auge blicken. Wir Ungarn haben etwas zu bereuen. Zum Beispiel trieb in der Zeit des Dualismus, der nationalen Erweckung der europäischen Völker, unsere Politik eine starke Magyarisierung voran. [...] Auch die damalige evangelisch-lutherische Kirchenleitung hat Fehler begangen und bevorzugte ungarische Gemeinden. Zudem wurden auf der Synode von 1891 die Grenzen der Kirchenbezirke so fest- gelegt, dass slowakische Gemeinden nicht zusammenbleiben konnten. Wir verstehen, dass ihr dies als Verletzung erlebt habt. Und wir bitten um Verzeihung für die erlittenen Schmerzen. Ebenso versteht ihr, dass auch uns schmerzt, was nach 1920 und besonders nach 1945 mit den Ungarn geschehen ist, als ihnen gewaltsam die tschecho- slowakische Staatsbürgerschaft entzo- gen wurde oder als ihre staatsbürgerlichen Rechte in bedeutendem Umfang beschnitten wurden. Dem folgten Umsiedlungen und eine Reslowakisierung. Es war großes Unrecht, dass um der Politik willen Menschen verurteilt wurden, die eigentlich für nichts etwas konnten. Die Politik kann vielleicht auch heute noch nicht sagen: ‹Wir bitten um Entschuldigung.› Doch die Kirchen sind dazu womöglich in der Lage.»

http://www.protestantnews.eu/ slovakia/15513, 28. März 2012.

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