Tschechien: EKBB verurteilt den Missbrauch von „christlichen Werten“ durch Vertreter der Politik
Der Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder hat am 18. Oktober 2016 in einer Stellungnahme die missbräuchliche Benutzung des Begriffs „christliche Werte“ verurteilt. „Wir sind sehr besorgt über die Art und Weise, wie einige Politiker in den letzten Monaten eine Rückkehr zu ‚christlichen Werten und Wurzeln‘ fordern.“ Die Mitglieder des Synodalrats halten es nicht für hinnehmbar, dass der Begriff „christlich“ als Floskel eingesetzt werde, wenn es darum gehe, „Vorurteile und Hass gegen Ausländer, vor allem Muslime, zu verbreiten, Unterstützung für Flüchtlinge zu verweigern, einen Kampf der Kulturen heraufzubeschwören oder einen Geist des Nationalismus zu entwickeln“.
Es liege an Christen, sicherzustellen, dass das Wort „christlich“ nicht sinnentleert werde. Das Evangelium als gute Nachricht solle Brücken zwischen den Menschen bauen und stehe im krassen Gegensatz zu den Versuchen, Dämme zu bauen und Feindseligkeit zu säen.
In Tschechien wächst aufgrund der populistischen Politik von Staatspräsidenten Miloš Zeman die Sorge um die Demokratie (s. RGOW 9–19/2016, S. 11–13). Zeman hatte mit politischem Druck versucht, andere Politiker von einem Treffen mit dem Dalai Lama abzuhalten, und die Vergabe von staatlichen Auszeichnungen mit der Loyalität zu seiner Persönlichkeit und Politik verknüpft. Aus Protest gegen dieses Vorgehen boykottierten zahlreiche Regierungs- und Oppositionspolitiker sowie Vertreter der Zivilgesellschaft den Staatsakt auf der Prager Burg anlässlich des tschechischen Nationalfeiertags am 28. Oktober. Stattdessen feierten sie auf dem Prager Altstädter Ring.
GAW-aktuell, 25. Oktober 2016.