Skip to main content

Tschechien: Kluft in der orthodoxen Kirche vertieft sich

11. August 2015

Die Auseinandersetzungen in der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei nehmen wieder zu.

Erzbischof Rastislav (Gont), der Anfang 2014 auf äußerst umstrittene Weise zum neuen Kirchenoberhaupt gewählt worden war (s. RGOW 2/2014, S.5f.), hat in einer Videoaufzeichnung von einer „Irrlehre“ gesprochen, wenn von Konstantinopel als Mutterkirche der Orthodoxen gesprochen werde. Er unterstellte dem Ökumenischen Patriarchat machtpolitische und finanzielle Interessen. Das gelte für alle von Griechen dominierten Kirchen der Orthodoxie. Wenn heute in Moskau von den „bösfalschen Griechen“ gesprochen werde, habe das seinen guten Grund.

Der Grund für die Ausfälligkeiten des Erzbischofs liegt darin, dass das Ökumenische Patriarchat wie die meisten anderen orthodoxen Kirchen die Wahl Rastislavs zum Kirchenoberhaupt nicht anerkennen; Unterstützung erfährt dieser lediglich von der Russischen Orthodoxen Kirche (s. RGOW 3/2014, S.4). Als rechtmäßiger Verweser der seit über zwei Jahren verwaisten Kirche wird von den anderen orthodoxen Kirchen weiterhin Erzbischof Simeon (Jakovljević) von Olomouc und Brno angesehen. Dieser wies in einem offiziellen Schreiben vom 8. Juni denn auch Rastislavs Behauptungen über eine „vergriechte Orthodoxie“ als inhaltlich unrichtig und als kirchliche Respektlosigkeit zurück: „Wer dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios Faschismus, Ketzerei, Korruption und Veruntreuung von den tschechischen und slowakischen Orthodoxen zustehenden Entschädigungszahlungen für Enteignungen unter dem Kommunismus vorwirft, stellt sich selbst außerhalb der orthodoxen Kirchenfamilie.“

Nach diesem Schlagabtausch scheint der Führungsstreit unter den rivalisierenden orthodoxen Bischöfen Tschechiens und der Slowakei, der sich quer durch die beiden Länder zieht, zum totalen Bruch zu führen. Zudem belastet er das Verhältnis zwischen Moskau und Konstantinopel sowie die Vorbereitungen zum Panorthodoxen Konzil 2016, da Beschlüsse nur im Konsens aller autokephalen orthodoxen Kirchen gefällt werden können.

KNA-ÖKI, 15. Juni;
Kathpress, 19. Juni 2015 – S.K.

Drucken