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Tschechien: Weihbischof Malý nimmt Haag-Preis nicht entgegen

17. März 2011
Der Prager Weihbischof Václav Malý wird den Herbert-Haag-Preis nicht entgegennehmen. Das teilte der Sprecher der Erzdiözese Prag im Hinblick auf die Auszeichnung der Schweizer «Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche» mit, die am 2. April in Wien überreicht wird.

Neben Malý sollen auch andere Mitglieder der Untergrundkirche in der ehemaligen Tschechoslowakei geehrt werden. Malý sieht in der Preisverleihung «einen Protest gegen ‹Rom› und verzichtet deshalb auf eine Teilnahme an der Feier in Wien», hieß es in der Erklärung.

Bischof Malý (*1950) gehörte zu den Gründern der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung «Charta 77». Wegen seines Einsatzes für die Menschenrechte war er zahlreichen Repressalien ausgesetzt; 1979 verbot ihm das sozialistische Regime weiterhin als Priester zu wirken. 1989 gehörte Václav Malý zu den führenden Köpfen der «Samtenen Revolution». Im Gegensatz zu Václav Havel ging er danach jedoch nicht in die Politik, sondern kehrte in den kirchlichen Dienst zurück. Er engagiert sich für eine offene, dialogbereite Kirche in Tschechien. Zugleich unterstützt er Menschenrechtsaktivisten in aller Welt.

Malý begründete seine Entscheidung in einem Brief an die Herbert-Haag-Stiftung: Nach Medienberichten über die diesjährige Preisverleihung habe er den Eindruck gewonnen, dass «mit dem Akt der Preisverleihung vor allem ein Protest gegen ‹Rom› beabsichtigt wird. Wenn auch einige Schritte sowie Äußerungen ‹Roms› in mir Fragen wecken, so halte ich es trotzdem weder für nützlich noch für zielführend, diese Art und Weise zu wählen.»

Unbehagen äußerte der Weihbischof auch an der Tatsache, dass Ludmila Javorová zu den in Wien Auszuzeichnenden gehöre. Javorová wurde vom tschechischen «Untergrundbischof» Felix M. Davídek erst zur Priesterin geweiht und später zur Generalvikarin ernannt. Der Kontext der Einladung erwecke nun laut Malý den Eindruck, «die Frage der Frauenordination stünde schon außer jeglichem Zweifel. Bischof Malý hält zwar «auf diesem Gebiet eine freie und sorgfältige Diskussion» für «angebracht », kommt aber zu dem Entschluss: «Unter solchen Umständen halte ich jedoch meine Teilnahme an der Preisverleihung für nicht förderlich.» Bei aller Offenheit, «die mir manchmal auch Schwierigkeiten einbringt», bemühe er sich «um Ausgeglichenheit», schreibt Malý. Er wolle «ohne Verbissenheit und ohne unbrüderliche Härte» seinen eigenen bisherigen Weg weitergehen.

Die «Herbert-Haag-Stiftung für Freiheit in der Kirche» würdigt mit ihrer alljährlichen Auszeichnung «freie Meinungsäußerung oder mutiges Handeln in der Christenheit». Präsident ist der Schweizer Theologe Hans Küng.

Kathpress, 11. März 2011.

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