Ukraine: Allukrainischer Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften fordert Justizreformen
Der Allukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften hat in einem Brief an Präsident Petro Poroschenko eine unabhängige Justiz in der Ukraine und einen entschlosseneren Kampf gegen die Korruption angemahnt.
Ziel der Justizreform müsse sein, dass die Justiz unabhängig arbeiten kann, ohne politischen Druck und Einflussnahme von außen. Zudem sprach sich der Rat für einen intensiveren Dialog zwischen dem Präsidenten und der Gesellschaft aus. In Anbetracht der wirtschaftlichen Lage der Ukraine riefen die Religionsvertreter den Staat zu einer sozial gerechten Politik auf: Die Reformen dürften den finanziellen Druck auf die verarmte Bevölkerung nicht zusätzlich erhöhen. Besonderer geistiger und materieller Unterstützung bedürften die ukrainischen Soldaten und die Leidtragenden des Konfliktes in der Ostukraine sowie intern Vertriebene von der Krim und aus dem Donbass.
Diese Anliegen waren auch Thema bei einem Treffen des Allukrainischen Rates mit Präsident Poroschenko am 23. April im Präsidentenpalast. Die Religionsvertreter riefen dabei zum Schutz „traditioneller Werte des ukrainischen Volkes“ auf. Sie baten Poroschenko, die ukrainische Verfassungsnorm zu erhalten, welche die Ehe als Familienbund zwischen Frau und Mann definiert. Sie forderten außerdem eine Distanzierung von der Idee, in der Ukraine eingetragene Partnerschaften für gleichgeschlechtliche und nicht-gleichgeschlechtliche Paare zu erlauben. Poroschenko versicherte den Religionsvertretern, in der Ukraine würden keinerlei gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert.
Poroschenko warb bei dem Gespräch erneut für die Vereinigung der orthodoxen Kirchen in der Ukraine. Er wies darauf hin, dass sich laut Umfragen eine Mehrheit der orthodoxen Ukrainer eine einige, autokephale orthodoxe Landeskirche wünsche. „Offensichtlich fällt es vielen Gläubigen heute schwer, mit der bestehenden Trennung der ukrainischen Orthodoxie einverstanden zu sein“, so Poroschenko. Der Präsident garantierte den Religionsvertretern jedoch, er werde keine staatliche Einmischung in innere religiöse Angelegenheiten dulden. Mit Blick auf Russland fügt er hinzu, dass die Einmischung eines anderen Staates aber ebenso wenig zulässig sei. Die stärkste geistige Waffe der Ukraine im „hybriden Krieg“ sei ihre Einheit. Deshalb richteten sich die feindlichen Angriffe gegen diese und versuchten, den Staat von innen zu zerrütten.
Die Idee der Schaffung einer einheitlichen orthodoxen Landeskirche in der Ukraine hat Poroschenko in den letzten Monaten auf mehreren Auslandsreisen mit mehreren orthodoxen Kirchenoberhäuptern besprochen, u. a. mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios.
www.risu.org.ua, 24., 25. April, KNA-ÖKI, 25. April 2016 – N. Z.