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Ukraine: Bischöfe der UOK protestieren gegen Einmischung des Moskauer Patriarchats

13. November 2024

In einem offenen Brief haben 31 Bischöfe der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) das Vorgehen der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) in den besetzten Gebieten der Ukraine kritisiert.

Konkret ging es um den jüngsten Beschluss des Hl. Synods der ROK vom 24. Oktober 2024, als dieser Metropolit Ilarion (Schukalo) von Donezk und Mariupol von der UOK in den Ruhestand versetzte. Zu seinem Nachfolger ernannte der Hl. Synod Metropolit Vladimir (Samochin) von Vladivostok und Primorje.

In ihrer Erklärung vom 31. Oktober verwiesen die Bischöfe der UOK auf ähnliche Fälle in der Vergangenheit, bei denen die ROK eigenmächtig und ohne Absprache mit der UOK entschieden habe. Die UOK sei jedoch laut dem Tomos von 1990 und den Beschlüssen ihres Landeskonzils vom 27. Mai 2022 unabhängig, daher sei das Vorgehen der ROK unkanonisch. Außerdem ziele die Entscheidung auf die „Untergrabung der Selbstständigkeit der Ukraine und gar die Existenz der UOK unter den schwierigen Bedingungen des Kriegs“. Die Entlassung von Metropolit Ilarion, der Ukrainer sei, seit vielen Jahren in Donezk diene und die Eparchie aufgebaut habe, und die Berufung eines russischen Metropoliten auf seinen Posten zeuge vom „Bestreben Moskaus, das kanonische Territorium der UOK zu annektieren, mit dem Ziel ihre Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu zerstören“. Abschließend riefen die Bischöfe dazu auf, die Entscheidung sofort zu revidieren, von „aggressiver Kirchenpolitik“ gegenüber der UOK abzusehen und die Grenzen ihres kanonischen Territoriums sowie die Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Ukraine zu respektieren.

Laut Informanten von BBC Ukraine sei die Erklärung sicher nicht von Metropolit Onufrij (Berezovskij), dem Oberhaupt der UOK, ausgegangen, sondern viel eher hinter seinem Rücken und ohne seine Unterstützung zustande gekommen. Viele vermuten Metropolit Agafangel (Savvin) von Odessa als Initianten. Dieser sei seit langem mit Metropolit Ilarion befreundet und viele der Unterzeichner stünden ihm nahe. Agafangel ist ständiges Mitglied des Hl. Synods der UOK und verfügt über großen Einfluss in der Kirche. Früher galt er als prorussisch, in letzter Zeit hat er sich kritisch gegen Russland geäußert. Metropolit Ilarion war von 2011 an ebenfalls ständiges Mitglied des Hl. Synods der UOK, 2023 schied er aus.

Für viele Geistliche und Laien der UOK, die sich eine klare Trennung von der ROK wünschen, sei diese Erklärung „ermutigend“, sagte Viktor Yelenskyj, Leiter des ukrainischen Staatsdienstes für Ethnopolitik und Gewissensfreiheit. Denn es habe viele Diskussionen und Kritik an den Bischöfen und der Leitung der UOK gegeben, als diese zur Aneignung ukrainischer Eparchien durch die ROK geschwiegen hätten.

Aus der ROK äußerte sich Vladimir Legojda, der Leiter der Synodalabteilung für die Zusammenarbeit der Kirche mit der Gesellschaft und den Medien. Die Entscheidungen über die Verwaltung der Eparchien in den „Gebieten des Donbass und Neurusslands“ würden „unter den besonderen Umständen der Kriegshandlungen“ von der Leitung der ROK getroffen, „wenn der Lauf des kirchlichen Lebens solche Entscheidungen erfordert“, erklärte er auf Telegram. Er lobte Metropolit Ilarion für seine Verdienste, machte aber zugleich klar, dass der Beschluss über seine Versetzung in den Ruhestand nicht revidiert werde. Der Grund sei, dass die „aktuelle Lage in der Region, wo Kämpfe stattfinden und täglich Menschen sterben, die Notwendigkeit von Veränderungen diktiert“. (NZ)

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