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Ukraine: Die Kirchen vor dem Referendum auf der Krim

07. April 2014

Wenige Tage vor dem Referendum auf der Krim hat sich Metropolit Lazar (Švets) von Simferopol und der Krim von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Moskauer Patriarchat in einem Sendschreiben an seine Gläubigen gewandt.

Er nahm zwar weder direkt zur umstrittenen Volksabstimmung Stellung, noch rief er zum Boykott auf, stattdessen warnte er vor jeder Art von Gewalt und bewaffneter Auseinandersetzungen.

„[…] Die Kirche hindert keinen orthodoxen Bürger an freier Meinungsäußerung und freiem Handeln, so wie sie auch im Zivilgesetzbuch festgeschrieben sind. Doch angesichts der gegenwärtigen politischen Differenzen und offenen Kampfansagen an die Bürgergesellschaft möchte ich Sie alle, ganz gleich, welche politischen Präferenzen Sie vertreten, aufrufen, sich bei Ihrem Engagement für die Gesellschaft jeder Gewalt, Feindschaft, nationaler und religiöser Diskriminierung … zu enthalten.

Allen Geistlichen der Eparchie Simferopol und der Krim sei gesagt: Ungeachtet aller wie auch immer gearteten Differenzen in der Welt ist die wichtigste Mission der Kirche die Verkündigung der Göttlichen Gebote sowie die Rettung der Menschen unter allen wie immer gearteten Bedingungen und Umständen: ‚Mein Reich ist nicht von dieser Welt‘. […] Ein christlicher Politiker oder Staatsmann ist verpflichtet sich bewusst zu sein, dass … insbesondere in Anbetracht unserer gespaltenen Gesellschaft die meisten seiner Entscheidungen, die dem einen Teil der Gesellschaft nutzen, die Interessen und Wünsche des anderen Teils einschränken oder verletzen können. Daher ist heute von uns allen eine besondere geistige und ethische Sensibilität gefordert, ein Bewusstsein dafür, dass ein Christ säkulare Rechte in erster Linie dazu braucht, um mit ihrer Hilfe seiner hohen Berufung, Abbild Gottes zu sein und seine Pflicht vor Gott und der Kirche zu erfüllen, so gut wie möglich nachzukommen.

Ich richte mich an Sie, meine lieben Mitbürger: Begegnen Sie einander in Bruderliebe, bewahren Sie Frieden und Ruhe und denken Sie daran, dass wir alle in unserem gemeinsamen Haus, der Krim, leben müssen.“

In dem Streit um die Volksabstimmung haben die meisten Kirchen zuletzt eine Parteinahme vermieden. Der deutsche evangelische Pfarrer von Simferopol, Markus Göring, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA, die evangelisch-lutherische Kirche verhalte sich neutral: „Wir geben keine Empfehlungen in dieser politischen Auseinandersetzung.“

Der Bischof der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK), Boris Gudziak, erklärte am 18. März gegenüber der ukrainischen Presse, seine Kirche habe vier ihrer fünf Priester aus Sicherheitsgründen von der Krim evakuiert, weil sich ihr weiterer Verbleib als zu gefährlich erwiesen habe. So sei der Priester Mykola Kvitsch zwölf Stunden von Kämpfern einer selbsternannten prorussischen „Krim-Bürgerwehr“ festgehalten worden. Die Haustüren der anderen Priester seien mit Schmierereien wie „Haut ab, ihr Vatikan-Spione!“ verunstaltet worden.

Erst im Februar hatte die UGKK beschlossen, auf der Krim ein eigenes Exarchat zu errichten. Papst Franziskus hatte am 13. Februar die Gründung einer neuen Eparchie auf der Krim durch die Bischofssynode der UGKK bestätigt. Die Synode hatte das bisherige, 2003 gegründete Exarchat Odessa–Krim in zwei Verwaltungsbereiche, das Exarchat Odessa sowie das Exarchat Krim mit Sitz in Simferopol, unterteilt.

www.pravmir.ru, 7. März; www.religare.ru, 14. März; Kathpress 16. März 2014 – O. S.

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