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Ukraine: Erzbischof Mitrofan von Slavjansk zur Lage in der Ostukraine

18. Juni 2014

Erzbischof Mitrofan (Nikitin) von Gorlovka und Slavjansk von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Moskauer Patriarchat hat am 9. Mai anlässlich des 69. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges einen Gottesdienst vor der Kathedrale von Slavjansk, einer Hochburg der prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine, gefeiert und die Bewohner der Stadt zu einer friedlichen Konfliktlösung aufgerufen:

„Zu allen Zeiten und besonders in dieser schweren Zeit brudermörderischer Konflikte wirkte und wirkt die Kirche als Friedensstifterin. Dieser Dienst bedeutet nicht, dass man mit einer weißen Fahne dasteht und darauf wartet, wer siegt, und dann auf dessen Seite läuft. Der Dienst des Friedensstifters bedeutet, sich zwischen die zu stellen, die bereit sind, aufeinander zu schießen.

Er besteht darin, der einen und der anderen Seite das Wort der Wahrheit zu sagen, die Wahrheit Christi, nicht die menschliche, sondern die Wahrheit Gottes. Bereit zu sein, dass die eine und die andere Seite dich töten kann und keine Angst dabei zu haben. Weil Gott nicht in der Stärke ist, sondern in der Wahrheit. Und die Wahrheit ist stärker als alles Böse, stärker als jede Unwahrheit. […] Wahrheit besteht darin, dass man zwar seine Wahrheit und seine Position verteidigt, dabei aber den Anderen nicht verletzt […] oder zu fünft über einen herfällt und sich damit rechtfertigt, man verteidige irgendetwas. Wahrheit besteht darin, dass es kein Böses braucht, um das Gute zu unterstützen. Das Gute siegt immer. Verbündet es sich aber mit dem Bösen, hört es auf das Gute zu sein.“

Bereits am Ostermontag hatte Erzbischof Mitrofan in einer ausführlichen Predigt erklärt: „Der Donbass und unsere Heimat wurden zum Schlachtfeld, auf dem irgendwelche dritten Kräfte einander bekämpfen, und nicht immer hängt es von uns ab, wie diese Schlacht ausgeht. Dafür aber etwas anderes: Bleiben wir Menschen, bleiben wir Christen, lassen wir zu, dass wir unser Gewissen mit einer Tat besudeln, für die wir und unsere Kinder und Enkel sich später schämen müssen? Das ist es, worum wir uns sorgen, woran wir denken und wovor wir uns fürchten müssen. […]

Wir beten, der Herr möge kein Blutvergießen zulassen, die Wahnwitzigen zur Vernunft bringen, die mit Waffen und Krieg irgendwelche politischen Fragen lösen, durch Gewalt irgendwelche Ziele erreichen und die Menschen zwingen wollen, das zu tun, was sie nicht wollen. […] Ich kenne die Jungs nicht, die man als Soldaten hierher geschickt hat – deren Mütter stehen vermutlich auch in der Kirche und beten, dass man sie nicht umbringt. Aber die, die wirklich Böses tun, sind sehr weit weg. Und sie werden nicht bestraft, weil in jedem Konflikt immer der Schwächste leidet […] Ich denke, dass die Soldaten, die heute da draußen stehen, auch Angst haben, auch sie haben nicht gedacht, dass sie vor die Wahl gestellt werden, auf ihrem Boden irgendwelche Kämpfe austragen zu müssen.“

www.gorlovka-eparhia.com.ua, 21. April; 9. Mai 2014– O. S.

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