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Ukraine: Kardinal Husar beklagt Klischees über die griechisch-katholischen Christen

20. Januar 2011
Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Kardinal Lubomyr Husar, hat gefordert, vom Klischee Abstand zu nehmen, wonach vor allem die Katholiken des byzantinischen Ritus eine Einigung zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Moskauer Patriarchat verhinderten.

An einer Konferenz zu «Wesen und Erscheinungsformen zwischenkirchlicher Beziehungen in der Ukraine» vom 30. November bis 1. Dezember in Kiew erklärte er, dass zwar immer wieder die Griechisch-Katholischen für kirchlichen Unfrieden haftbar gemacht würden, doch in Wahrheit seien sich der Papst und der russische Patriarch auch in vielen anderen Punkten uneins.

Weiterhin sagte Kardinal Husar, er persönlich wisse nicht, was «Uniatentum» bedeute und bitte darum, ihm nachzuweisen, worin denn die Schuld der Katholiken des byzantinischen Ritus bestehe: «Was haben wir Unrechtes getan und tun wir immer noch und wem tun wir es an? Beweisen Sie es uns bitte – selbst vor Gericht, wenn Sie wollen. [...] Ich befürchte, unser aller Wunsch nach echter kirchlicher Einheit ist schwach. Wenn wir die Einheit tatsächlich wollten, hätten wir sie längst erreicht.» Keine Seite sei allerdings bereit, um der wah- ren Einheit der Christen willen große Opfer zu bringen.

Kardinal Husar kritisierte, dass sich die Arbeit der «Gemischten Theologischen Kommission für den Dialog zwischen der römisch-katholischen und den Orthodoxen Kirchen» ausschließlich auf theologischer und bischöflicher Ebene abspiele – dabei müsste der ökumenische Dialog von allen Gläubigen geleistet werden: Dass Bischöfe und Theologen sich ver- sammelten und Dokumente unterzeich- neten, mache kaum einen Unterschied; entscheidend sei vielmehr, dass die Gläu- bigen nach der kirchlichen Einheit streben – und dies gelte es ihnen zu lehren. Die Katholiken des byzantinischen Ritus haben laut Kardinal Husar heute die Aufgabe, eine Brücke zwischen Ost und West zu sein. Denn sie stünden an der Schnittstelle zweier großer Kulturen: der byzantinischen und der lateinischen, zwischen Orthodoxie und Katholizismus. Die Griechisch-Katholischen betrachteten sich dabei als Orthodoxe in Einheit mit dem Heiligen Stuhl. Sie würden daher in Rom konkrete Schritte unterneh- men, um die Position der östlichen Christen zu vertreten. So habe er als einer der Vertreter der östlichen Kirchen Mitte November 2010 an einer Sitzung des von Kardinal Kurt Koch geleiteten Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen teilgenommen und über die Probleme gesprochen, die «uns daran hindern zu vermeiden, dass sich theolo- gische Schwierigkeiten zu richtigen Schwierigkeiten auswachsen».

NÖK, 9. Dezember 2010 – O.S.

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