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Ukraine: Kardinal Kurt Koch besucht die Ukraine

09. Juli 2013

Erstmals hat Kardinal Kurt Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen“, die Ukraine besucht,

die mit drei orthodoxen Kirchen (der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Moskauer Patriarchat, der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Kiewer Patriarchat und der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche) und der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) zu den kompliziertesten ökumenischen Feldern gehört. Während seiner Reise nach Kiew und Lviv traf Kardinal Koch mit Großerzbischof Svjatoslav (Schevtschuk), dem Oberhaupt der UGKK, und mit Metropolit Volodymyr (Sabodan), dem Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Moskauer Patriarchat (UOK-MP), zusammen, nicht jedoch mit Vertretern der beiden anderen orthodoxen Kirchen, da diese in der Weltorthodoxie nicht kanonisch anerkannt sind. Kardinal Koch erklärte, dass die römisch-katholische Kirche daher nur zur UOK-MP offizielle Beziehungen unterhalten könne.

Aus historischen Gründen ist zudem das Verhältnis der UGKK zur Russischen Orthodoxen Kirche äußerst belastet, es wird zusätzlich erschwert durch die Rückgabe von konfisziertem Kircheneigentum an die UGKK, auf die das Moskauer Patriarchat Anspruch erhebt. Erst im März hatte Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, erklärt, die „Wiedergeburt dieser Kirche“ sei „ein schwieriger Moment in den Beziehungen zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche“, da dieser Prozess „mit Ausschreitungen und Vertreibung orthodoxer Gläubiger aus ihren Kathedralen“ einhergegangen sei.

In Lviv hielt Kardinal Koch an der Ukrainischen Katholischen Universität einen Vortrag zu „Perspektiven des ökumenischen Dialogs zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche“, in dem er einzelne Etappen dieses Dialogs nachzeichnete: Der Dialog habe dank des Engagements von Papst Benedikt XVI. für die Wiederaufnahme der Arbeit der „Gemischten Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der römisch-katholischen und den orthodoxen Kirchen“ neue Impulse erhalten. Der Dialog fokussiere sich zurzeit auf eine der Schlüsselfragen der Beziehungen zwischen beiden Kirchen – auf den Primat des Bischofs von Rom. Beide Kirchen müssten ökumenische Schritte aufeinander zu tun: Dazu müsste die katholische Kirche „ihre Argumentation von der Wichtigkeit des Primats des Papstes für das Leben und die Tätigkeit der Kirche vertiefen“, während die orthodoxen Kirchen „mutig ihr größtes ekklesiologisches Problem anpacken müssen – die Autokephalie der nationalen Kirchen und ihre Tendenz zum Nationalismus“. Noch wichtiger sei, „das Ziel des ökumenischen Dialogs zwischen beiden Kirchen nicht aus dem Blick zu verlieren, das – zumindest in katholischer Sicht – nur in der Wiederherstellung der sichtbaren Verbindung der Kirchen bestehen kann“. Große Bedeutung komme dabei auch den katholischen Kirchen des Ostens zu.

In der anschließenden Diskussionsrunde sagte Kardinal Koch, dass die Orthodoxen ihre an die Adresse der UGKK in der Westukraine gerichteten Proselytismus-Vorwürfe stark gemäßigt hätten. Die Frage des Proselytismus sei diffizil und nicht jede Beschuldigung sei berechtigt; im Kern gehe es um „das Problem der freien Wahl“ von Konfession und Kirche. Erzbischof Mitrofan (Jurtschuk), Leiter des Kirchlichen Außenamtes der UOK–MP, zog in der Internetausgabe von „Orthodoxie in der Ukraine“ folgende Bilanz zum Besuch von Kardinal Koch: In Galizien gebe es zwar keine Konflikte zwischen Unierten und Orthodoxen, anderswo jedoch durchaus. Scharfe Gegensätze wie vor 20 Jahren existierten zwar nicht mehr, „doch das Fehlen von Konflikten bedeutet noch kein Fehlen von Problemen“. Die UGKK sei in der Zentral- und Ostukraine sehr aktiv, worüber sich die UOK–MP offiziell bei der UGKK beschwert habe, doch diese gehe darüber hinweg. Die UOK–MP streite der UGKK keinesfalls das Recht ab, ihre Gläubigen seelsorgerlich zu betreuen, doch müsse sie sich an die Vereinbarung des katholisch-orthodoxen Dialogs halten, „jeden Proselytismus zu verhindern“, so Erzbischof Mitrofan.

www.risu.org.ua, 28. Mai; 4.–11. Juni; NÖK, 6. Juni 2013 – O. S.

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