Ukraine: Kardinal Schönborn zu Besuch in der Ukraine
Der Erzbischof von Wien, Christoph Kardinal Schönborn, hat als Sondergesandter von Papst Franziskus am 10. Dezember 2014 an den Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum des Wiedererstehens der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) teilgenommen.
Dem Allukrainischen Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften überbrachte er die Segenswünsche des Papstes, jedoch auch dessen Sorge über den Kriegszustand in der Ukraine. Der Kardinal appellierte an die Glaubensgemeinschaften, sich gemeinsam für den Frieden und eine gerechte, demokratische Gesellschaft einzusetzen, denn sie trügen eine besondere Verantwortung für den Aufbau und die moralische Stärkung der Zivilgesellschaft. Dabei hätten der ökumenische und interreligiöse Dialog besonderes Gewicht.
Kardinal Schönborn hob hervor, dass der Papst in diesen Tagen der „Auferstehung“ der UGKK mit besonderer Dankbarkeit gedenke. Sie habe viel gelitten. Er bedauerte, dass viele Orthodoxe die Griechisch-Katholische Kirche als einen massiven Stolperstein auf dem Weg zu mehr Einheit zwischen katholischer und orthodoxer Kirche bezeichneten. Das Konfliktthema des „Uniatismus“ sei ihm bestens vertraut, so der Kardinal. Die katholische Kirche bekenne zwar, „dass sie den Weg des ‚Uniatismus‘ nicht mehr als den für heute geeigneten erachtet“, dennoch verwahre sie sich entschieden dagegen, die Griechisch-Katholische Kirche als Hindernis für die Ökumene zu betrachten. Konflikte früherer Jahrhunderte dürften nicht den heute lebenden Gläubigen angelastet und zum Vorwurf gemacht werden. „Die Gläubigen der UGKK verdienen den gleichen Respekt wie alle anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften», so Schönborn. Er appellierte daher an alle, „dass wir einander als heute Lebende begegnen, und nicht uns gegenseitig als die Träger von Konflikten sehen, die frühere Generationen gelebt haben“. Die katholische Kirche habe sich im Zweiten Vatikanischen Konzil klar zu den mit Rom verbundenen Ostkirchen bekannt und betrachte sie als vollgültigen Teil ihrer selbst.
Der turnusmässige Vorsitzende des Allukrainischen Rates, Patriarch Filaret, Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Kiewer Patriarchat, betonte, dass der Besuch des Kardinals als Vertreter des Vatikans ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine sei. Die Wiederzulassung der UGKK 1989 habe auch den Beginn der Religionsfreiheit in der Ukraine bedeutet, so Filaret.
An der Zusammenkunft des Allukrainischen Rates und Religionsgemeinschaften mit Kardinal Schönborn fehlte jedoch ein Vertreter der Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Moskauer Patriarchat (UOK–MP). Der Kardinal meinte dazu, das Treffen sei geplant und alle seien eingeladen gewesen. Offiziell nannte die UOK–MP keine Gründe für das Fehlen bei der Begegnung mit Kardinal Schönborn. Es wird spekuliert, dass sich die Kirchenleitung der UOK–MP an dem offiziellen Anlass der Sitzung störte, die Wiederzulassung der mit Rom unierten Griechisch-Katholischen Kirche vor 25 Jahren. Denn immer noch hat sich ein Teil des orthodoxen Klerus nicht mit der Rückkehr der Unierten abgefunden. In der Wiederzulassung der UGKK sehen sie nicht ein Stück Gerechtigkeit, sondern eine Katastrophe. Auf einen Schlag wechselten in der Westukraine massenweise Priester und Seminaristen zu den Unierten. Zudem verlor die UOK–MP mehrere hundert Gotteshäuser an die wiedererstandene UGKK.
www.risu.org.ua/ru, 10. Dezember; www.portal-credo.ru, 13. Dezember; KNA-ÖKI, 15. Dezember 2014 – O. S.