Ukraine: Keine LGBT-Parade in Odessa
Nach kirchlichen Protesten hat das Kreisgericht von Odessa eine LGBT-Parade durch die Stadt am Schwarzen Meer verboten. Der „Marsch der Gleichheit“ sollte ursprünglich am 15. August anlässlich des Festivals „Odessa Pride 2015“ stattfinden. Zunächst hatten sich die Behörden mit dem Organisationskomitee auf eine Route geeinigt und den Einsatz von 300 Polizisten zum Schutz des Umzugs zugesagt. Kurz vor dem Beginn des Festivals verbot jedoch das Kreisgericht auf Initiative des Stadtrats die Durchführung der Parade. Das Gericht schränkte das Recht der Festivalorganisatoren auf friedliche Versammlungen ein, indem es für den Zeitraum vom 13. bis 16. August öffentliche Massenveranstaltungen untersagte. Der Stadtrat begründete seinen Antrag mit der negativen Einstellung großer Teile der Gesellschaft gegenüber der Veranstaltung, der hohen Wahrscheinlichkeit von gewalttätigen Übergriffen auf die Teilnehmenden sowie der Gefährdung der öffentlichen Ordnung. Zudem erhöhe die Anwesenheit zahlreicher Fußballfans in der Stadt das Risiko von Ausschreitungen.
Im Vorfeld des Festivals hatten sich verschiedene ukrainische Kirchen gegen die Veranstaltung ausgesprochen. Vertreter mehrerer Konfessionen kritisierten an einer gemeinsamen Pressekonferenz die geplante Parade als „Sünde“ und warnten vor der „Zersetzung der Gesellschaft durch die Verbreitung nicht-traditioneller Wertvorstellungen“. Die Kirchenvertreter wandten sich mit der Bitte an die Behörden, die Parade zu verbieten.
Die Organisatoren der „Odessa Pride 2015“ ließen sich jedoch nicht abschrecken. Trotz Drohungen gegen Vermieter von Veranstaltungsräumen und Unterkünften für die Gäste des Festivals zogen sie ihr Programm durch. Bei einem Zwischenfall, als eine Gruppe Maskierter mit Petarden in einen der Veranstaltungsräume eindrang, wurde niemand verletzt. Die Polizei konnte die Angreifer verhaften. Einige Festivalteilnehmer versammelten sich vor dem Gebäude des Stadtrats, um gegen das Verbot der Parade zu protestieren, ohne dass es zu größeren Zwischenfällen kam.
www.interfax-religion.ru, 10., 17. August; www.rius.org.ua, 13. August; www.rian.com.ua, 15. August 2015 – N.Z.