Ukraine: Kiewer Patriarchat signalisiert Gesprächsbereitschaft
Die Ukrainische Orthodoxe Kirche–Kiewer Patriarchat (UOK–KP) ist zu Gesprächen mit der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) bereit.
Der Hl. Synod der in der Gesamtorthodoxie nicht anerkannten UOK–KP erklärte sich in einem am 13. Dezember 2017 auf Facebook veröffentlichten Schreiben an die Gemeinden und das ukrainische Volk zur Versöhnung mit der ROK bereit. Ausgelöst wurde die mögliche Annäherung zwischen den beiden Kirchen von einem Brief des Kiewer Patriarchen Filaret (Denisenko) an die russischen Bischöfe von Mitte November. Die Bischofsversammlung der ROK, die vom 29. November bis 2. Dezember 2017 in Moskau stattfand, schuf daraufhin eine Kommission für Verhandlungen mit der UOK–KP.
In seinem Brief vom 16. November 2017 hatte Patriarch Filaret die Bischöfe der ROK darum gebeten, die eucharistische Gemeinschaft zwischen den Kirchen wiederherzustellen und „alle Entscheidungen über Ausschlüsse und Exkommunikationen“ zu widerrufen, um „Frieden zwischen orthodoxen Christen desselben Glaubens und die Versöhnung von Nationen“ zu erreichen. Am Ende des Briefes bat Filaret um „Vergebung für alles, womit ich in Wort, Tat und all meinen Gefühlen gesündigt habe und vergebe auch ehrlich allen von Herzen“.
Die russische Bischofsversammlung hatte am 30. November erklärt, sie habe die Erklärung aus Kiew als Schritt auf dem Weg zur Überwindung des Schismas „mit Genugtuung angenommen“. Es sei die „Pflicht“ aller Beteiligten, sich mit „gegenseitiger Liebe und Verzicht“ für die Überwindung der Entfremdung einzusetzen. Noch am selben Tag widersprach der Sprecher des UOK–KP jedoch „falschen, provokativen Informationen“. Filaret habe den russischen Patriarchen Kirill nicht um Vergebung und die Rückkehr in den Schoß der ROK gebeten.
In dem Schreiben des Hl. Synods der UOK–KP heißt es nun, dass dieser verpflichtet sei, „bereit zu sein, sich mit den Brüdern und Schwestern im orthodoxen Glauben zu versöhnen, nicht aber mit der Lüge oder dem Preis des Abrückens von der Wahrheit“. Die Wahrheit bestehe darin, dass es ein „ukrainisches Volk und einen ukrainischen Staat als eigenes Volk und unabhängigen Staat gibt“, und daher sei eine autokephale ukrainische Kirche gerechtfertigt. Doch sowohl das „Moskauer Patriarchat wie auch der russische Staat wollen damals wie heute das ukrainische Volk nicht als eigenes Volk anerkennen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Deshalb bemühe sich die ROK noch immer, sich die UOK–KP wieder einzuverleiben. Die UOK–KP strebe aber nach einem „gerechten Frieden“, der nicht in einer Unterwerfung unter Moskau gründe, sondern in einer echten Anerkennung der Ukraine und ihrer Rechte – darunter das Recht auf eine autokephale Lokalkirche – durch Moskau.
Die Bischöfe sind bereit, in diesem Sinn in einen Dialog mit der ROK zu treten. Zu einer Unterstellung der UOK–KP unter die ROK werde es aber nie Verhandlungen geben. Der Zweck des Dialogs sei die Wiederherstellung der Gebets- und eucharistischen Gemeinschaft zwischen den Kirchen, die Anerkennung der ukrainischen Autokephalie sowie die Überwindung der Hindernisse, die das Moskauer Patriarchat heute seinen Geistlichen in der Ukraine bei der Vereinigung mit der UOK–KP in den Weg stelle.
www.cerkva.info, 30. November; www.interfax-religion.com, 30. November; www.mospat.ru, 30. November; www.risu.org.ua, 13. Dezember 2017 – N. Z.