Ukraine: Kirchen fordern Haftentlassung von Ex-Regierungschefin Tymoschenko
Patriarch Filaret (Denysenko) von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche/ Kiewer Patriarchat (UOK-KP) forderte die Haftentlassung Tymoschenkos. In Magyarisieeinem Schreiben an den vorsitzenden Richter Rodion Kirejev versicherte er, dass die Politikerin die Freilassung nicht zur Flucht nutzen werde. Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK), Großerzbischof Svjatoslav Schewtschuk, verlangte ebenfalls die Freilassung Tymoschenkos. Zudem wies er den Richter darauf hin, dass die angewandten Maßnahmen unweigerlich die sozialen Spannungen innerhalb der Ukraine verschärften und dem internationalen Ansehen des Landes schadeten. Ähnlich äußerten sich auch Vertreter der römisch-katholischen Kirche und der Baptisten.
Der Richter des Obersten Wirtschaftsgerichts, Oleh Chrypun, beschuldigte die Religionsführer des Rechtsnihilismus und verurteilte die versuchte Einflussnahme von außen, die aufgrund des großen Einflusses der Kirchen Unruhe in der Bevölkerung stifte. Die Trennung von Kirche und Staat sei zu respektieren.
Die ehemalige Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko war am 5. August verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft wirft Tymoschenko Amtsmissbrauch bei der Unterzeichnung eines Gaslieferabkommens mit Russland vor.
Am 24. August, dem 20. Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine, demonstrierten tausende Anhänger Tymoschenkos in Kiew gegen ihre Inhaftierung. Zwischen Demonstranten und Polizisten kam es zu Handgemengen, mehrere Dutzend Menschen wurden durch Tränengas verletzt. Die Polizei warf den Demonstranten nach Medienangaben vor, mit Stöcken, Flaschen und Regenschirmen geworfen zu haben. Die Menge wollte trotz eines Verbots durch die Innenstadt zum Präsidentensitz marschieren, als sie von einem massiven Sicherheitsaufgebot aufgehalten wurde.
RISU, 8., 10., 12., 15., 24.August; Kathpress, 10. August; NZZ, 5., 24. August 2011 – R.Z.