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Ukraine: Kirchen rufen zu Frieden und Einheit auf

12. Februar 2014

Auf Initiative der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) und mit Unterstützung der anderen Kirchen hat vom 18. bis 26. Januar in mehreren ukrainischen Städten eine ökumenische Gebetswoche für den Frieden stattgefunden

, deren Abschluss und Höhepunkt in der griechisch-katholischen Basilius-Kathedrale in Kiew stattfand. An dem Gottesdienst nahmen Ljubomir Kardinal Husar, das frühere Oberhaupt der UGKK, und Großerzbischof Svjatoslav Schev­tschuk, das jetzige Oberhaupt der UGKK, der Apostolische Nuntius in der Ukraine, Erzbischof Thomas Gallicson, der katholische Bischof von Kiew und Administrator der Diözese Luzk, Stanislav Szyrokorardiuk, sowie mehrere orthodoxe Bischöfe und Priester der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Moskauer Patriarchat (UOK–MP), der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Kiewer Patriarchat und der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche sowie protestantische Pastoren teil.

Nach den ersten Todesopfern und Hunderten Verletzten bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Kiew rief der „Allukrainische Rat der Kirchen und Religiösen Organisationen“ zudem am 22. Januar in einem Kommuniqué alle Gläubigen zum Gebet auf und erklärte, die Religionsgemeinschaften verurteilten mit aller Entschiedenheit jeden Mord, für den jeder vor Gott Verantwortung trage, der in ihn involviert sei. Sie forderten ein sofortiges Einstellen des Blutvergießens, verurteilten den Missbrauch von Kirchen und Religionsgemeinschaften zu politischen Zwecken und verlangten umgehend ein Treffen mit Präsident Janukovytsch, das auch am 24. Januar stattfand. Metropolit Antonij (Pakanič) von der UOK–MP erklärte, die Ukraine stünde am Abgrund, die Kirche verurteile das Blutvergießen und Janukovytsch müsse garantieren, dass die Todesumstände der Opfer sorgfältig und objektiv untersucht würden. Die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Opposition müssten um des Friedens und der Einheit des Landes willen unbedingt fortgesetzt und ein Weg zum Waffenstillstand gefunden werden. Der Allukrainische Rat erklärte sich bereit, zum Garanten für die Einhaltung der Vereinbarungen zwischen Regierung und Opposition zu werden.

Einige orthodoxe, griechisch-katholische, römisch-katholische und protestantische Geistliche und Laien haben außerdem auf den Barrikaden in Kiew ein später „ökumenischer Majdan“ genanntes Friedensgebet veranstaltet: Am frühen Morgen des 21. Januar hatten sich zunächst drei Mönche des Desjatinna-Klosters der UOK–MP mit Ikonen und Kreuzen im Niemandsland zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften aufgestellt, angefangen zu beten und beide Seiten zu Frieden und Buße aufgerufen. Ihnen schlossen sich im Laufe des Tages und der folgenden Nacht Geistliche und Gläubige anderer Kirchen an. Solange gebetet wurde, fanden keine bewaffneten Auseinandersetzungen statt. Die Aktion dauerte bis in die Morgenstunden des 22. Januar, als Provokateure die Gewalt eskalieren ließen.

Ein weiteres Beispiel für kirchliches Engagement für den Frieden stellt ein Appell von orthodoxen Priestern und Gläubigen dar, den Pravmir.Ru veröffentlichte. Darin heißt es, die Staatsmacht habe trotz aller Aufrufe der Kirchen nichts getan, um den Konflikt zu regeln, die Gewalt zu beenden und einen Dialog anzufangen. Die Lage drohe völlig zu eskalieren, es drohe ein Bürgerkrieg: „In dieser Situation müssen wir Christen als erste Verantwortung für unser Tun, unsere Emotionen, Aufrufe und Gebete übernehmen. Unsere christlichen Prinzipien sind die Gebote Gottes: Du sollst nicht töten, nicht stehlen, kein falsches Zeugnis ablegen […]. Wir rufen alle auf: Kommt zur Besinnung! […] Noch ist Zeit, innezuhalten. Wir rufen alle Seiten zum Gewaltverzicht und zum Verzicht auf Handeln wider die Wahrheit auf. Nur mit Wahrheit und Güte lässt sich das Böse bekämpfen, dass uns umfängt.“

www.risu.org.ua, 22.–28. Januar; www.pravmir.ru, 23.–28. Januar; Kathpress, 21., 23. Januar 2014 – O. S.

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