Ukraine: Kirchen zu 1000 Tagen Angriffskrieg
Zum 1000. Tag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 19. November haben die Oberhäupter mehrerer ukrainischer Kirchen die Unbeugsamkeit ihres Landes beschworen.
Großerzbischof Svjatoslav Schevtschuk, das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK), erklärte, dass Gott trotz allem mit der Ukraine sei. Der Krieg sei auch eine „Zeit der großen Hoffnung für das ukrainische Volk“, sagte er. Die Ukrainer erlebten, dass Christus „im Körper des leidenden ukrainischen Volks anwesend“ sei. Und sie hätten Hoffnung, weil sie an die Auferstehung glaubten. Schon früher in der Geschichte der Ukraine habe es geschienen, dass ihre Wurzeln und Kultur zerstört würden, aber sie habe dank Gottes Hilfe überlebt. Auch jetzt vertrauten die Menschen auf Gottes Macht, „die sich sogar in unseren Wunden, Tränen und Trauer manifestiert“. Heute sei die Ukraine „verwundet, aber nicht besiegt“, sie sei „müde, aber sie steht und wird weiter stehen“, betonte der Großerzbischof.
Metropolit Epifanij (Dumenko), das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU), erklärte, dass die Ukrainer weder gebrochen noch getäuscht noch erobert noch zum Aufgeben überredet werden würden. Der Krieg habe die „Unvermeidbarkeit der Niederlage des Aggressors bewiesen“. Epifanij rief zum Kampf und zur Verteidigung auf und dazu, das Böse „an allen möglichen Fronten dieses hybriden Kriegs“ zu unterdrücken und von der Ausbreitung abzuhalten. Russland versuche überall – in der Bildung, Wissenschaft, Kultur, Geschichte und auf der internationalen Bühne – alles Ukrainische zu zerstören. Seine Waffen seien Hass, Lügen und List, die Rüstung und Waffen der Ukraine seien „Einheit, Wahrheit, Glaube und die Liebe zum Vaterland und Volk“.
Die baptistische Gemeinschaft der Ukraine erklärte in einer Mitteilung, der 1000. Tag des Kriegs sei nicht leichter als der erste. Sie rief dazu auf, Gott um die Rettung zu bitten und den ganzen Tag zu beten. Der römisch-katholische Bischof Vitalij Kryvytskyj erklärte, die Ukraine hätte ohne Gottes Hilfe nicht so lang überleben können. Allerdings müssten auch die Gläubigen ihren Teil tun, nicht nur im Gebet, sondern auch in ihrem Verhalten. Er rief dazu auf, um Erneuerung und Stärkung zu beten sowie um Schutz und Hilfe für die Kriegsbetroffenen. Zudem sollte für Umkehr und Reue im russischen Volk gebetet werden.
Papst Franziskus versicherte in einem Brief an den Apostolischen Nuntius in der Ukraine, Visvaldas Kulbokas, den Ukrainern seine Solidarität. Die katholische Gemeinschaft Sant’ Egidio, die sich für Frieden und in der humanitären Hilfe engagiert, betonte, dass die Ukraine Frieden brauche. Breite Unterstützung sei nötig, und sie dürfe nicht nachlassen, sondern müsse verstärkt werden. Der ukrainische Jesuit Mykhailo Stanchyshyn forderte ein Umdenken Europas und auch des Vatikans in Bezug auf Russland und mögliche Wege zum Frieden. Europa habe den russischen Präsidenten zu lange als Demokraten betrachtet und ihn in seinem Handeln bestärkt. Den Papst kritisierte er direkt, sein Aufruf zur Versöhnung sei zu früh. Zentrale Vorbedingungen wie echte Reue und Wiedergutmachung fehlten und seien angesichts der frischen Wunden in der Ukraine zwingend nötig. (NZ)