Ukraine: Krieg bringt römisch-katholisches Gemeindeleben im Donbass zum Erliegen
22. Oktober 2014
Wenige Tage vor der im Minsker Abkommen vereinbarten Feuerpause in der Ukraine hat Weihbischof Jan Sobilo, Generalvikar der römisch-katholischen Diözese Charkiv-Saporischschja, im Gespräch mit Radio Vatikan über die desolate Lage der Katholiken in Donezk und Luhansk berichtet : „Unsere Diözese ist Kampfgebiet, daher ist unser Leben sehr schwierig geworden. Die meisten Gemeinden der Gebiete Donezk und Luhansk haben praktisch keine Priester mehr. Wegen der Bombardierungen und Schießereien kann die Eucharistie nicht mehr gefeiert werden, weil die Menschen Angst haben, ihre Häuser zu verlassen; zudem sie die meisten ja geflohen. Unsere Gemeinden und das Leben sind gleichermaßen gelähmt. Die Priester, die sich außerhalb ihrer Gemeinden aufhalten, kümmern sich um die Flüchtlinge aus den Kampfgebieten, organisieren Hilfe und Unterkünfte. In den Teilen unserer Diözese, wo die Gemeinden noch funktionieren, beten wir und unterstützen die Menschen, die die Kampfzone verlassen haben. Informationen erreichen uns nur sehr schwer. Wir erfahren z. B., dass ein bestimmtes Gebäude zerstört wurde, in dem unsere Gemeindeglieder lebten, doch wir wissen nicht, was aus ihnen geworden ist – ob sie bei der Bombardierung starben oder verletzt wurden, Unterschlupf fanden oder geflohen sind. Was wir wissen ist, dass eine ganze Reihe Katholiken umgekommen ist. Die Solidarität unserer Gemeindeglieder außerhalb der Kampfgebiete ist groß, sie nehmen alle Flüchtlinge auf wie ihre Brüder und Schwestern.“
Die römisch-katholische Diözese Charkiv-Saporischschja untersteht Diözesanbischof Stanislav Szyrokoradiuk OFM und besteht aus den Gebieten Charkiv, Sumy, Luhansk, Donezk, Saporischschja, Poltava und dem östlichen Teil von Dnipropetrovsk. Laut letztem Stand von 2006/07 verfügt sie über 53 Gemeinden mit etwa 61 000 Gläubigen, die von 40 Priestern und über 100 Ordensleuten betreut werden.
www.portal-credo.ru,
4. September 2014. – O. S.
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