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Ukraine: Kritik an Privilegierung der Ukrainischen Orthdoxen Kirche - Moskauer Patriarchat

20. Januar 2011
In der Ukraine wächst die Kritik an einer einseitigen Bevorzugung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Moskauer Patriarchat (UOK-MP) durch Präsident Janukovytsch.

An einer Diskussionsrunde zum «Dialog zwischen Staat und Denominationen im Kontext des europäischen Wertesystems» am 20. Dezember in Kiew, an der Vertreter der Religionsgemeinschaften, des Staates und der Zivilgesellschaft teilnahmen, wurde vor allem kritisiert, dass es keinen Dialog zwischen dem Staat und den verschiedenen Religionen in der Ukraine gebe. Vielmehr gebe es Bestrebungen, in der Ukraine ein russisches Modell der Kirche-Staat-Beziehungen zu etablieren: In den letzten zehn Monaten habe nur die UOK-MP an staatlichen Aktivitäten und nationalen Feiern (z. B. Unabhängigkeitstag, Tschernobyl-Gedenkfeiern) teilgenommen, und der Präsident habe sich mit keinem anderen Religionsoberhaupt außer mit Metropo- lit Volodymyr (Sabodan) von der UOK- MP getroffen.

Anna German, Vorsitzende der Präsidentialadministration, bestritt diese Vorwürfe: Alle Religionsgemeinschaften würden in der Ukraine gleich behan- delt und ihre Anliegen von der neuen Regierung ernst genommen. Die meisten Teilnehmer des Runden Tischs mo- nierten dennoch eine einseitige Pri- vilegierung der UOK-MP sowie die Auflösung des Staatskomitees für Nationalitäten und Religionen (s. vorangegangene Meldung): Der All-Ukrainische Rat der Kirchen und religiösen Organi- sationen warte seit März 2010 vergeb- lich auf ein Treffen mit dem Präsidenten. Die Einladung des Oberrabbiners Mosche Reuvena Asmana, zum jüdischen Chanukka-Fest in die Synagoge zu kommen, habe Janukovytsch eben- falls ausgeschlagen. Zudem habe die Bischofssynode der Ukrainischen Or- thodoxen Kirche – Kiewer Patriarchat (UOK-KP) eine Botschaft an den Präsidenten gerichtet, in der sie ihren Willen zur konstruktiven Zusammenarbeit be- kräftigt und ihn um Unterstützung bei den gewaltsamen Übergriffen auf ihre Gemeinden in der Ostukraine durch Mitglieder der UOK-MP gebeten habe. Kar- dinal Lubomyr Husar, das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, unterstrich am Runden Tisch, dass die Staat-Kirche-Beziehun- gen in der Ukraine strikter Regelungen bedürften. Die Privilegierung einer Kir- che bezeichnete er als große «Sünde gegen den Frieden» und für diese Kirche als «direkten Weg zu ihrer eigenen Zer- störung», weil sie durch eine zu enge Bindung an den Staat ihre geistige Freiheit verliere. Am 3. Januar veröffentlichte Patriarch Filaret, das Oberhaupt der UOK-KP, zudem folgende Botschaft: «Mit allergrößter Sicherheit erkläre ich, dass das Moskauer Patriarchat in der Ukraine einen ambitiösen Plan umzusetzen versucht, das Kiewer Patriarchat zu zerstören.»

www.portal-credo.ru, 6., 21., 22. Dezember; Risu.org.ua, 4., 14., 20., 21., 23. Dezember 2010, 3. Januar 2011 – R.Z.

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