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Ukraine: Patriarch Filaret: Alle Bischöfe haben mit dem KGB kollaboriert

19. März 2012
Im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden der informellen Zusammenarbeit von Hierarchen der Bulgarischen Orthodoxen Kirche mit der bulgarischen Staatssicherheit hat das Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Kiewer Patriarchat, Patriarch Filaret (Denisenko), in einem Interview mit der Zeitschrift Weekly.ua zu Vorwürfen Stellung genommen, er selbst sei ein Informeller Mitarbeiter (IM) gewesen.

Patriarch Filaret erklärte, ausnahmslos alle Hierarchen der Russischen Orthodoxen Kirche hätten als IMs fungiert und niemand habe ohne die Zustimmung des sowjetischen Geheimdienstes Bischof werden können: «Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich nicht mit dem KGB verknüpft gewesen wäre. Ich war es – genau wie alle anderen.» Entgegen gewissen Behauptungen habe er jedoch keinerlei Rang bekleidet, das sei «reine Erfindung. Man darf nicht vergessen, dass im sowjetischen totalitären Staat alles unter Kontrolle stand. Ich musste jede Tätigkeit mit dem Staat absprechen. Zum Beispiel hatte kein Bischof das Recht, ohne die Zustimmung des KGB einen Priester in eine Gemeinde zu entsenden ». Der Geheimdienst habe ihm gegenüber Vorbehalte gehabt und Versuche, ihn zur Zusammenarbeit zu bewegen, hätten nichts gefruchtet: «Sie wussten, dass ich keinen meiner Amtsbrüder denunzieren würde.»

Patriarch Filaret hat damit zum ersten Mal eine Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst öffentlich zugegeben. Nach der Wende in der UdSSR war bekannt geworden, dass Patriarch Filaret – von 1966 bis 1992 Metropolit von Kiew und Mitglied des Hl. Synods der Russischen Orthodoxen Kirche – unter dem Decknamen «Antonow » als IM vom KGB geführt worden war. Metropolit Filaret war im Mai 1992 auf Beschluss der Bischofssynode wegen seines skandalösen Lebenswandels sowie – unausgesprochen – wegen seiner damals in der russischen Presse ausführlich erörterten Zusammenarbeit mit dem KGB abgesetzt, im Juni 1992 laisiert und 1997 wegen der Gründung des Kiewer Patriarchats exkommuniziert worden.

www.portal-credo.ru, 23. Januar 2012 – O.S.

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