Ukraine: Patriarchen Russlands und Georgiens treffen sich in Kiew
Für beide Seiten stehe zweifelsfrei fest, dass sich «die kanonische Jurisdiktion des georgischen Patriarchats auf die Gebiete Abchasien und Südossetien » erstrecke, obwohl gegenwärtig in beiden Gebieten eine «gewisse kanonische Unordnung» herrsche.
Patriarch Kirill erklärte: «Es gibt Schwierigkeiten in den Beziehungen zwischen Russland und Georgien, aber es gibt keine prinzipiellen Schwierigkeiten zwischen den orthodoxen Kirchen beider Länder.» Als eine Art «geistiges Zugpferd » müssten die Kirchen vielmehr helfen, politische Differenzen zu überwinden. Patriarch-Katholikos Ilia II. dankte Patriarch Kirill für die wiederholte Bestätigung der Jurisdiktion der Georgischen Orthodoxen Kirche über die beiden abtrünnigen Gebiete (s. G2W 1/2010, S. 4). Laut dem georgischen Patriarchen sind die schlechten politischen Beziehungen zwischen Russland und Georgien «völlig unzulässig, da wir einander nahestehende orthodoxe Völker sind, doch sind diese Beziehungen entstanden durch den Neid unserer Feinde. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, damit Freundschaft und Brüderlichkeit zwischen unseren Völkern und Staaten wiederhergestellt werden». Beide Seiten vereinbarten eine Fortsetzung der Gespräche, um «in enger Zusammenarbeit zur Befriedung der Orthodoxen in diesen Gebieten, zur Verankerung der kanonischen Ordnung und zur Unterbindung aller schismatischen Handlungen beizutragen».
Seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und Georgien nach dem Fünf-Tage-Krieg im August 2008 sind die Kontakte zwischen der Russischen und Georgischen Orthodoxen Kirche das einzige Gesprächsforum zwischen den beiden Ländern. Das Moskauer Patriarchat hat sich dabei auch gegen die Position der russischen Regierung gestellt und die beiden abtrünnigen Gebiete nicht als unabhängig anerkannt.
Obwohl das Moskauer Patriarchat wiederholt betont hat, dass Abchasien und Südossetien zum kanonischen Territorium der Georgischen Orthodoxen Kirche gehören, hat sich in jüngster Zeit vor allem die kirchliche Situation in Abchasien zugespitzt: So fand am 15. Mai im Kloster des Hl. Apostels Simeon in der Stadt Achali Atoni (Neu Athos) eine selbsternannte Kirchenvolksversammlung statt, an der die Gründung einer «Heiligen Metropolie Abchasien» proklamiert wurde. Laut Angaben von Beteiligten nahmen an der Versammlung über 1500 Kleriker und Laien teil, darunter zahlreiche Politiker und Personen des öffentlichen Lebens. Die Versammlung rief einen aus je sechs Geistlichen und Laien bestehenden Rat ins Leben, zu dessen Leiter Archimandrit Dorofej (Dbar) gewählt wurde. Zugleich ersuchte die Versammlung bei den Machthabern in Abchasien um staatliche Anerkennung als religiöse Organisation und wandte sich an das Patriarchat Konstantinopel für eine kirchliche Anerkennung.
Archimandrit Dorofej war ursprünglich Priester in der Eparchie Majkop der Russischen Orthodoxen Kirche, diente jedoch zuletzt in der Metropolie Gouménissa in Griechenland. Am 26. Mai suspendierte Bischof Tichon (Lobkovskij) von Majkop den Priestermönch «wegen der eigenmächtigen, ohne Segen der kanonischen Kirchenleitung erfolgten Gründung der sog. Metropolie Abchasien, der Einberufung einer unkanonischen Volksversammlung sowie der eigenmächtigen Aufstellung als Bischofskandidat ».
Mit der sog. Metropolie Abchasien ist in Abchasien bereits eine zweite schismatische Gruppe entstanden. Schon im September 2009 hatte der Priester Vissarion Apliaa, der vormalige Stv. Leiter der Eparchie Suchumi und Abchasien der Georgischen Orthodoxen Kirche, die Gründung einer eigenen «Abchasischen Orthodoxen Kirche» bekannt gegeben und um Aufnahme in das Patriarchat Moskau gebeten (s. G2W 2/2011, S. 4f.; G2W 11/2009, S. 3). Die Russische Orthodoxe Kirche hat dieses Ansinnen jedoch wiederholt zurückgewiesen. Bis heute ist die «Abchasische Orthodoxe Kirche » von keiner kanonischen orthodoxen Kirche anerkannt.
www.religion.ng.ru, 18. Mai., 9. Juli, 3. August; www.religio.ru, 25., 27. Juli; Kathpress, 26., 27. Juli 2011 – O.S.