Ukraine: Repressalien gegen evangelische Christen
Protestantische Christen sind nach Informationen des deutschen Missionswerks „Licht im Osten“ zunehmend Repressionen der prorussischen Separatisten in der Ostukraine ausgesetzt.
Viele Baptisten müssten ihre Häuser verlassen, ihre Kirchgebäude würden beschlagnahmt, Gottesdienste verboten, sagte „Licht im Osten“-Leiter Joachim Lange. Einzelne Christen seien sogar getötet worden. In Donezk sei eine christliche Universität von den Separatisten besetzt worden. Zudem hätten Militante in der Stadt ein überkonfessionelles Gebetszelt zerstört.
Nach der Einnahme der vormaligen Rebellenhochburg Slavjansk entdeckten Ermittler die Leichen von zwei Diakonen der Pfingstbewegung und von zwei erwachsenen Kindern von einem der Geistlichen. Kämpfer der „Volksrepublik Donezk“ hätten die vier bereits am 8. Juni während eines Gottesdienstes in ihre Gewalt gebracht, sagte der leitende Bischof der Pfingstkirche, Mychailo Panotschko. Die Aufständischen hätten den Geistlichen Unterstützung der ukrainischen Armee vorgeworfen. Ein Berater des ukrainischen Innenministers erklärte, die Geistlichen seien gefoltert und am 9. Juni ermordet worden. Dabei hätten die Täter, bei denen es sich um Separatisten gehandelt habe, ihre Opfer in ein Auto gesteckt und dieses mit einem Granatwerfer angezündet, um alle Spuren zu verwischen und ihren Mord als Tat der ukrainischen Soldaten hinzustellen. Danach habe man die sterblichen Überreste in einem Massengrab mit zwei Dutzend weiteren Opfern auf dem Gelände des Kinderkrankenhauses von Slavjansk verscharrt.
Angesichts der Gewalt und Verfolgung evangelischer Christen in der Ostukraine hatten neun protestantische Kirchen und Freikirchen in der Ukraine sich bereits am 8. Juli in einem Appell an die internationale Gemeinschaft gewandt: „Seit dem Entstehen separatistischer Bewegungen im Osten der Ukraine und der Proklamation der sog. ‚Volksrepubliken‘ Donezk und Luhansk sehen sich vor allem protestantische Christen spürbar Religionsverfolgungen ausgesetzt. Die zielgerichteten Angriffe bewaffneter Kämpfer gegen protestantische Christen werden begleitet von Geiselnahme, Schlägen, Folter, Morddrohungen, Zerstörung und Besetzung von Hauskirchen und Sozialeinrichtungen, Eigentumsdelikten usw. Von Mai bis Juni 2014 wurden protestantische Pastoren und Prediger in Slavjansk, Gorlovka, Donezk und Druschkivka gefangengenommen und verprügelt. Die Terroristen der beiden sog. ‚Volksrepubliken‘ behindern nicht nur die religiöse Tätigkeit der protestantischen Christen, sondern sie besetzen ihre Gebetsstätten, um dort eigene Stäbe, Waffendepots oder Lazarette einzurichten […]. Mehr noch: Am 14. Juni wurde Pastor Sergej Skorobagatsch der Kirche ‚Erneuerung‘ und örtlicher Vorsitzender des Rates der Kirchen in Mariupol ermordet.
Der Rat der Evangelischen Protestantischen Kirchen der Ukraine verurteilt jede Religionsverfolgung und Diskriminierung von Gläubigen, ganz gleich, aus welchen Motiven heraus sie geschieht. Intoleranz und Feindschaft auf religiöser Grundlage sind der ukrainischen Gesellschaft fremd, in der seit über 20 Jahren mehr als 50 Glaubensgemeinschaften friedlich nebeneinander leben und zusammenarbeiten. Glaubensfreiheit ist eine Errungenschaft der unabhängigen Ukraine, dank der interreligiöser Friede und Eintracht in unserem Land herrschen.
Wir rufen die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Monitoring-Missionen der UNO, OSZE, des Europarats und der EU auf, alles zur Eindämmung der anhaltenden und ausufernden religiösen Intoleranz in der von bewaffneten Separatisten besetzten Ostukraine zu tun. Wir sind überzeugt, dass die Weltöffentlichkeit die Unterdrückung der Religionsfreiheit in den Gebieten Donezk und Luhansk verurteilen muss, die inzwischen so weit geht, dass Andersdenkende physisch bedrängt werden und protestantische Christen in Lebensgefahr sind.“
www.portal-credo.ru, 9., 22. Juli.; www.risu.org.ua/ru, 16. Juli; Kathpress, 17. Juli; www.protestantnews, 14. August 2014 – O. S.