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Ukraine: Rücktritt von Kardinal Husar

17. März 2011
Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch- Katholischen Kirche (UGKK), Großerzbischof Lubomyr Kardinal Husar von Kiew, hat am 10. Februar seinen Rücktritt aus Altersgründen bekannt gegeben. Kardinal Husar (geb. 1933) stand seit 2001 der UGKK vor.

Papst Benedikt XVI. hat den Rücktritt angenommen. Zum vorübergehenden Administrator der Großerzdiözese wurde der Lemberger Erzbischof Ihor Vozniak ernannt. Die Wahl eines neuen Großerzbischofs ist für Ende März vorgesehen. Die feierliche Amtseinführung seines Nachfolgers soll nach Angaben des Kardinals am 27. März in der im Entstehen begriffenen Kiewer Auferstehung Christi-Kathedrale stattfinden.

Für viele griechisch-katholische Gläubige kam der Rücktritt von Kardinal Husar überraschend, da der Kardinal als große geistliche Autorität gilt und keine größeren gesundheitlichen Probleme bekannt gewesen waren. Allerdings hatte Kardinal Husar schon mehrmals geäußert, dass er die Leitung der Kirche seinem Nachfolger noch «mit warmen Händen» übergeben wolle. Bereits 2008 hatte er daher ein Rücktrittsgesuch an den Papst gerichtet, der dieses damals jedoch ablehnte.

Der Rücktritt des Kardinals erfolgt zu einem Zeitpunkt, da die UGKK vor großen Herausforderungen steht: Besonders angespannt sind die Beziehungen zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche/ Moskauer Patriarchat (UOK-MP), der vor allem die Verlegung des Hauptsitzes der UGKK von Lviv in die Hauptstadt Kiew im Jahr 2005 ein Dorn im Auge ist. Die Bemühungen von Kardinal Husar, die UGKK zum Patriarchat aufzuwerten, wurden sowohl von Papst Johannes Paul II. als auch von Papst Benedikt XVI. mit Rücksicht auf die Russische Orthodoxe Kirche zurückgewiesen. Kardinal Husar hat zudem das visionäre Konzept einer «Kiewer Kirche» mit starker ukrainischer Identität entwickelt, die sich einem Kiewer Patriarchen, der in Kirchengemeinschaft mit Rom, Konstantinopel und Moskau stünde, unterordnen würde. Diese Idee wurde von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche/Kiewer Patriarchat (UOK-KP) und der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche (UAOK) begrüßt, während die UOK-MP auf die Rückkehr aller orthodoxen Kirchen unter die Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats drängt (s. G2W 6/2010, S. 12-13).

Vor diesem Hintergrund wies Kardinal Husar bei seiner Abschiedspressekonferenz zum wiederholten Male auf die Schwierigkeiten im Verhältnis zwischen den Kirchen und dem Staat hin, die seit dem Amtsantritt von Präsident Viktor Janukovytsch merklich zugenommen hätten. Kardinal Husar warf Janukovytsch vor, einseitig die UOK-MP auf Kosten der anderen orthodoxen Kirchen zu bevorzugen. Nur zur UOK-MP unterhalte der Präsident enge Beziehungen, während er die anderen Kirchen ignoriere – damit unterstütze er die kirchenpolitischen Bestrebungen des Moskauer Patriarchats. Besonders besorgniserregend sei in diesem Zusammenhang die Auflösung des Staatskomitees für Nationalitätenfragen und Fragen der Religion (s. G2W 2/2011, S. 9) sowie die geplanten Änderungen am Gesetz über Gewissensfreiheit (s. nachfolgende Meldung).

Kardinal Lubomyr Husar wurde am 26. Februar 1933 in Lviv geboren. 1949 wanderte er mit seinen Eltern in die USA aus, wo er 1958 die Priesterweihe empfing. 1969–1972 studierte er an der römischen Urbaniana-Universität. 1977 wurde er in Rom zum Bischof geweiht. 1994 kehrte er in die Ukraine zurück, wo er am 25. Januar 2001 als Nachfolger von Kardinal Myroslav Ivan Lubatschivsky zum Oberhaupt der UGKK gewählt wurde. – In Zukunft will sich Husar vor allem Begegnungen mit Jugendlichen und Gläubigen widmen und mit den Arbeiten für eine zweite Hörbuch-Trilogie mit dem Titel «Gesellschaft» beginnen. In ihr soll es um das Verhältnis der Gesellschaft zu Macht, Wirtschaft und Rechtsstaat gehen.

Kathpress, 10. Februar; KNA, 14. Februar; www.portal-credo.ru, 11., 17. Februar; NÖK, 17., 24. Februar – R.Z.

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