Ukraine: Svjatoslav Schevtschuk zum neuen Oberhaupt der UGKK gewählt
Die Inthronisierung fand am 27. März in der noch nicht ganz fertiggestellten Kiewer Kathedrale statt, an der u. a. Patriarch Filaret von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche / Kiewer Patriarchat (UOK-KP) sowie Vertreter der Ukrainischen Orthodoxen Kirche /Moskauer Patriarchat (UOKMP) und der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche (UAOK) teilnahmen. Das Oberhaupt der UOK-MP, Metropolit Volodymyr (Sabodan), ließ seine Glückwünsche ausrichten.
Die Wahl des jungen Weihbischofs stellte auch für ukrainische Kirchenkenner eine Überraschung dar. Beim Konklave in einem abgeschirmten Exerzitienhaus hatte zunächst an drei Tagen in Folge in insgesamt zwölf Wahlgängen kein Kandidat eine Zwei-Drittel- Mehrheit erhalten. Bei der Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen genügte am vierten Tag die einfache Mehrheit.
An seiner ersten Pressekonferenz am 29. März betonte der neue Großerzbischof sein Ziel, die pastorale Tätigkeit seiner Kirche im Osten und im Süden der Ukraine auszuweiten; es ginge nicht darum gegen, sondern mit den orthodoxen Kirchen zusammenarbeiten und die ansässigen griechisch-katholischen Gläubigen zu betreuen. Hinsichtlich der Beziehungen zu den drei orthodoxen Kirchen in der Ukraine will Schevtschuk den konstruktiven Dialog, die Zusammenarbeit und Koexistenz fördern – im Sinne einer Allianz zur Verteidigung starker christlicher Werte in der Ukraine und im modernen Europa. Dabei bezog er sich ausdrücklich auf die Begegnung von Kardinal Kurt Koch und Metropolit Ilarion (Alfejev) am 19. März in Würzburg, an der er selbst teilgenommen hatte. Zudem äußerte Schevtschuk den Wunsch, Patriarch Kirill zu treffen.
Bereits am 30. März ist der neue Großerzbischof in Rom zu einer ersten Begegnung mit Papst Benedikt XVI. zusammengetroffen. Danach distanzierte er sich von der Aufwertung des Erzbistums Kiew-Halytsch zu einem Patriarchat – ein Vorhaben, was seit längerem die Beziehungen zwischen der Russischen Orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche belastet. Vor Journalisten in Rom betonte er, diese Frage stehe derzeit nicht auf der Tagesordnung.
Auch Metropolit Ilarion (Alfejev) betonte in einem Glückwunschtelegramm die Bereitschaft der Russischen Orthodoxen Kirche zum konstruktiven Dialog und bekundete die Hoffnung auf eine Lösung der «akuten und schmerzhaften Probleme» zwischen Orthodoxen und Unierten.
Zu einem weiteren Anliegen des neuen Großerzbischofs – der Verbesserung der Beziehungen zwischen den ukrainischen Kirchen und religiösen Gemeinschaften und dem Staat – scheint Präsident Viktor Janukovytsch nun die Hand zu reichen: Am 5. April kündigte er vor Journalisten an, dass er sich noch vor Ostern mit Vertretern aller Denominationen in der Ukraine zu treffen gedenke.Zudem betonte er, dass es die Aufgabe des Staates sei, für alle religiösen Gemeinschaften gleiche Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Daran sind in den letzten Monaten jedoch vermehrt Zweifel geäußert worden.
Großerzbischof Svjatoslav Schevtschuk gilt als intellektuell versierter Theologe. Er wurde am 5. Mai 1970 geboren und 1994 zum Priester geweiht. In Rom promovierte er 1999 im Fach Moraltheologie. Von 2000 bis 2007 war er Vizerektor und von 2007 bis 2009 Rektor des Priesterseminars in Lviv. Zudem arbeitete er von 2002 bis 2005 als Sekretär von Kardinal Husar. 2009 wurde er Weihbischof der argentinischen Eparchie in Buenos Aires; seit März 2010 war er dort Apostolischer Administrator. Er spricht fünf Fremdsprachen und kennt vor allem die Diaspora im Ausland gut – rund die Hälfte der Bischöfe und Exarchen der UGKK haben ihren Sitz außerhalb der Ukraine.
Kathpress, 27., 30. März; KNA-ÖKI, 28. März, 4. April; RISU, 29. März, 1., 5. April 2011 – R.Z.