Ukraine: Ukrainische Regierung droht UGKK mit Klage
Wegen ihrer Rolle bei den Massenprotesten in der Ukraine droht die Regierung in Kiew der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) mit einer Klage.
Das Oberhaupt der UGKK, Großerzbischof Svjatoslav Schevtschuk, veröffentlichte ein Schreiben des ukrainischen Vizekultusministers Timofej Kochan. Darin wirft das Kultusministerium der Kirche vor, ihre „religiösen Tätigkeiten“ auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz, dem Zentrum der Proteste gegen die Regierung, verstießen gegen das Religionsgesetz. Besonders beunruhigend sei, dass „das systematische Ignorieren der gültigen Gesetzgebung seitens bestimmter Priester von der Kirchenleitung der UGKK offenbar unterstützt wird“.
Vizekultusministers Timofej Kochan argumentierte, das Gesetz erlaube den Glaubensgemeinschaften Seelsorge in Kirchen und auf Friedhöfen. Für die meisten anderen Orte müsse bei den Behörden eine Genehmigung eingeholt werden. Verstöße gegen diese Verordnung könnten eine Klage sowie den Entzug zur Erlaubnis für die weitere Tätigkeit der betreffenden religiösen Organisationen nach sich ziehen.
Großerzbischof Schevtschuk erklärte, zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit des Landes drohe seiner Kirche ein Verbot ihrer Arbeit. Die Menschen auf dem Majdan hätten sich an die UGKK und die anderen Kirchen mit der Bitte um Beistand und gemeinsames Gebet gewandt. Seine Kirche nehme an keinen politischen Prozessen teil, könne aber nicht abseits stehen, wenn ihre Gläubigen sie um seelsorgerliche Betreuung bitten würden. „Es ist die Pflicht eines jeden Geistlichen, mit seinen Gläubigen zu sein; sie entspringt der Mission der Kirche. […] Wir dachten, die Zeit der Repressionen sei vorbei, doch derartige Briefe geben zu denken. Unserer Präsenz auf dem Majdan schämen wir uns nicht und wir werden dort bleiben.“
Der Vorsitzende des Parlamentskomitees für Fragen der Kultur und Spiritualität, Vjatscheslav Kirilenko, teilte am 16. Januar mit, das Kultusministerium hätte das Schreiben an die UGKK auf Veranlassung des Ukrainischen Staatssicherheitsdienstes aufgesetzt. Das Komitee habe den Geheimdienst aufgefordert, die Verfolgung der UGKK sowie die Einmischung in deren innere Angelegenheiten sofort zu stoppen. Das Kultusministerium müsse seine Drohbriefe sofort zurückziehen sowie Kultusminister Leonid Novochvatenko, seinen Stellvertreter Timofej Kochan und den Leiter der Abteilung für Religion und Nationalitäten des Kultusministeriums, Michail Moschkola, entlassen.
www.risu.org.ua, 13.–16. Januar; www.interfax-religion.ru, 13. Januar; Kathpress, 14. Januar 2014 – O. S.