Ukraine: Umfrage: Zahl der Orthodoxen gesunken, Zustimmung zu umstrittenem Religionsgesetz
Die neuste soziologische Umfrage des Razumkov Centre zur religiösen und kirchlichen Situation in der Ukraine hat einen deutlichen Rückgang bei der Zahl der Orthodoxen ergeben.
So haben sich 2024 nur noch 55,4 Prozent der Befragten als orthodoxe Christinnen und Christen bezeichnet, während es 2023 noch 60,8 Prozent waren. Damit geht ein Rückgang der Zahl der Gläubigen der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) einher. Nachdem sie in den letzten Jahren gewachsen war und 2023 einen Höchststand von 42,2 Prozent erreicht hatte, identifizierten sich 2024 noch 35,2 Prozent der Befragten als Anhänger der OKU. Der Anteil der Gläubigen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) ging hingegen nur minimal zurück, von 5,6 auf 5,5 Prozent der Befragten. Allerdings ist die Umfrage bei diesem Punkt insofern problematisch, als sie nach der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats fragt, wie sich die UOK seit Mai 2022 selbst nicht mehr bezeichnet, und zudem dürften sich zu Moskau die wenigsten Ukrainer bekennen.
In der Umfrage wurde auch nach der Haltung zum umstrittenen Gesetz Nr. 3894-IX gefragt, das im Sommer 2024 verabschiedet worden war und die Tätigkeit „ausländischer religiöser Organisationen, die sich in einem Staat befinden, der anerkanntermaßen eine bewaffnete Aggression gegen die Ukraine begangen hat“, verbietet. 79,1 Prozent sind damit einverstanden, dass eine religiöse Organisation in der Ukraine, kein Kirchenzentrum in einem Land haben darf, das eine bewaffnete Aggression gegen die Ukraine verübt, nur 7,1 Prozent lehnen das ab. 75,2 Prozent unterstützen die Aussage, dass eine Religionsgemeinschaft in der Ukraine nicht Teil einer Religionsgemeinschaft sein darf, die in der Ukraine verboten ist, 6,6 Prozent teilen diese Meinung nicht. Über 74 Prozent sind damit einverstanden, die Tätigkeit der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) in der Ukraine zu verbieten, während 10,2 Prozent dagegen sind. Aufgeschlüsselt nach Konfessionszugehörigkeit ist die Zustimmung zu diesen Aussagen bei Anhängern der OKU und insbesondere der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) besonders hoch. Unterdurchschnittlich ist sie bei denen, die sich als „einfach orthodox“ und „einfach Christen“ bezeichnen. Bei den Gläubigen der UOK, auf die das Gesetz zielt, halten sich Zustimmung und Ablehnung bei der Frage nach der Zulässigkeit eines Kirchenzentrums in einem Aggressor-Staat die Waage, es sind je rund 35 Prozent. 40,2 Prozent sind einverstanden, dass eine ukrainische Religionsgemeinschaft nicht Teil einer in der Ukraine verbotenen Religionsgemeinschaft sein darf, 25,9 Prozent sind damit nicht einverstanden.
In einem Interview erklärte der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyj, dass die Ukraine dem Moskauer Patriarchat nicht länger erlauben werde, als Instrument des russischen Einflusses zu dienen. Eine Kirche, die die Ideologie der „Russischen Welt“ unterstütze, habe keinen Platz in einem unabhängigen Staat. Die Regierung hat laut Zelenskyj bereits Maßnahmen ergriffen, um die Aktivitäten der UOK einzuschränken, darunter der Entzug des Kyjiwer Höhlenklosters, Sanktionen gegen Geistliche, die mit der Besatzungsmacht kollaborieren, und die Verabschiedung von Gesetzen zum Verbot von russischen Religionsgemeinschaften. Alle diese Schritte seien im Einklang mit der ukrainischen Gesetzgebung und der Achtung der Religionsfreiheit, betonte Zelenskyj. (NZ)