Ukrainische Kirchen und Religionsgemeinschaften fordern sofortigen Stopp der Gewalt
Die Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Ukraine haben nach den blutigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Kiew zu einem sofortigen Ende der „brudermörderischen Gewalt“ im Land aufgerufen.
In einem eindringlichen Appell bat der „Allukrainische Rat der Kirchen und religiösen Organisationen“ beide Konfliktparteien, die Gewalt zu stoppen, und rief zu Verhandlungen zwischen der Regierung Janukovytsch und der Opposition auf. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen vom 18. bis 21. Februar kamen nach offiziellen Angaben auf beiden Seiten über 80 Menschen ums Leben.
Das Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Kiewer Patriarchat (UOK–KP), Patriarch Filaret (Denisenko), verurteilte das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Regierungsgegner scharf. Er betonte: „Jeder, der schuld ist am Tod oder an der Verwundung eines Menschen oder an der Verfolgung eines Unschuldigen, der wird sich vor Gott dafür verantworten müssen.“ Zudem verfügte der Hl. Synod der UOK–KP, die Regierung Janukovytsch in ihren Gottesdiensten nicht länger zu kommemorien. Stattdessen solle für „unsere Gottgeschützte Ukraine und das ukrainische Volk“ gebetet werden. Grund dafür sei der Einsatz von scharfer Munition durch die Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten. Bei seiner Entscheidung stütze sich der Hl. Synod auf dokumentierte Zeugenaussagen und Videoaufzeichnungen und konstatiere, dass die Staatsmacht „Scharfschützen und Maschinengewehre gegen das ukrainische Volk eingesetzt“ habe.
Das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Großerzbischof Svjatoslav (Schevtschuk), ordnete an, wegen der „Gefahr des Brudermords“ alle Kirchenglocken zu läuten: „Im Namen Gottes verurteile ich die Gewalt, […] die Missachtung der Menschenrechte und den Willens des Volkes. Ich betone: Derjenige, der die Macht in Händen hat, trägt die ganze Fülle der Verantwortung für das Geschehen im Land. Allen sei gesagt: Hört sofort mit dem Blutvergießen auf!“
Unter dem Titel „Halt!“ richtete die Ukrainische Orthodoxe Kirche–Moskauer Patriarchat (UOK–MP) einen dringenden Appell an die Kontrahenten: „Am 18. Februar ist auf den Straßen von Kiew erneut Gewalt ausgebrochen und Blut auf dem Unabhängigkeitsplatz geflossen. In dieser schweren Zeit verdammen wir wieder und wieder das Blutvergiessen und beschwören Euch: Haltet ein! Hört sofort mit der Gewalt auf und fangt wieder mit dem Dialog an! Unser Land balanciert schon den dritten Monat am Rand der nationalen Katastrophe. Jetzt müssen alle, Staatsmacht, Opposition und jeder Einzelne von uns, unserer Verantwortung für unser Tun vor Gott bewusst sein. Die Gefahr eines Bürgerkriegs und des wirtschaftlichen Kollapses wird leider immer realer. Wir rufen die verfeindeten Parteien auf: Brüder und Schwestern, zerreisst nicht die Ukraine!“
Alle Gläubigen rufen wir auf: Lasst uns beten und den Herrn bitten, damit er uns Einsicht schenke und den Weg zur Versöhnung zeige.“
www.portal-credo.ru, 18., 19., 20. Februar; www.risu.org.ua/ru, 18., 20. Februar; Kathpress, 19. Februar 2014 – O. S.