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Ungarn: Bekannter Armenpriester für offene Flüchtlingspolitik

11. August 2015

Mit einem Plädoyer für einen offenen und wertschätzenden Umgang mit Flüchtlingen hat sich der in Ungarn bekannte Armenpriester Csaba Böjte gegen den politischen Mainstream seines Landes gestellt.

„Das Ja zur Aufnahme machte unser Volk reicher“, sagte der Stiftungsvorsitzende des Kinderhilfswerkes Dévai Szent Ferenc gegenüber der ungarischen Wochenzeitung Heti Válasz. Ungarn sei in der Vergangenheit durch die Aufnahme von Einwanderern bereichert worden. „Es lebten hier von Anfang an immer zahlreiche Völker, trotzdem gehörten wir zusammen und glaubten, dass es zusammen besser ist“, gab der Franziskanerpater zu bedenken.

Regierungschef Viktor Orbán erinnerte Böjte an die Worte Jesu, „der uns ermutigt, unser Brot mit den Hungernden zu teilen“. Mit Blick auf den Flüchtlingsstrom gelte es differenziert zu reagieren: Wenn man schon meint, einen Zaun an der ungarisch-serbischen Grenze errichten zu müssen, dann würde er, Böjte, „ein ganz großes Tor einbauen, um die Ankommenden willkommen zu heißen.“ Man müsse sich auf die Herausforderungen gewiss vorbereiten, dürfe sich dabei aber nicht krampfhaft abriegeln wollen, meinte der Priester, der im Lauf von 21 Jahren über 5000 Kinder in die Kinderheime der Stiftung in Siebenbürgen (Rumänien) und in anderen Ländern aufgenommen hat.

Der immer wieder in Ungarn geäußerten Meinung, dass die christliche Kultur durch das Ausland bzw. durch Menschen aus Afrika und Asien zerstört werde, erteilte Böjte eine Absage. Kulturen seien im Laufe der Geschichte „immer von inneren Sünden zersetzt“ worden. Um Europa müsse man vielmehr wegen der hier lebenden, getauften, aber maßlos egoistischen Menschen Angst haben. Gerade angesichts der Flüchtlingsnot gehe es um die Grundlage des christlichen Glaubens, den man in dieser Situation nicht aufgeben dürfe.

Kathpress, 28. Juni 2015.

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