Ungarn: Ungarischer Primas verurteilt Hetze gegen Roma
Der ungarische Primas und Erzbischof von Esztergom-Budapest, Péter Kardinal Erdő, hat mit Blick auf die Minderheit der Roma zur Wachsamkeit gegenüber Hetzpropaganda aufgerufen.
Bei einem Gedenkgottesdienst für Holocaust-Opfer unter den Roma im Zweiten Weltkrieg am 6. August in der St. Stefans-Basilika in Budapest sagte er, es gelte rechtzeitig zu erkennen, wenn Hass und Intoleranz geschürt würden und sich zerstörerische Ideen im Entstehen befänden, wie die ungarische Nachrichtenagentur MIT meldete. Der Kardinal appellierte zugleich an die Gläubigen, den Weg des schöpferischen Zusammenlebens zu finden, damit jeder die Gelegenheit erhalte, seine Fähigkeiten zu entfalten und ein geschätztes Mitglied der Gesellschaft zu werden.
Kardinal Erdő ging auch auf den Richterspruch vom gleichen Tag zu den, wie er formulierte, „tragischen Ereignissen der letzten Jahre“ ein, die „als Ermordung von Roma in der Öffentlichkeit in Ungarn bekannt geworden“ seien. Ein Budapester Gericht hatte die drei Angeklagten in erster Instanz wegen systematischer, vorsätzlicher und heimtückischer Ermordung von ungarischen Roma in den Jahren 2008 und 2009 verurteilt. Zwei Täter wurden zu lebenslänglicher, der dritte zu einer 13-jährigen Haftstrafe verurteilt.
Der Vorsitzende der ungarischen Roma-Selbstverwaltung, Flórián Farkas, der zugleich auch Parlamentsabgeordneter der rechtskonservativen FIDESZ-Partei ist (s. RGOW 9/2012, S. 12–15), betonte in seiner Ansprache in dem Gottesdienst, die Erinnerung an die Opfer des Roma-Holocausts solle nicht alte Wunden aufreißen, sondern vielmehr dazu dienen, dass so etwas nie mehr geschehe. Der israelische Botschafter in Ungarn, Ilan Mor, fügte hinzu, Juden und Roma seien damals gleichermaßen Opfer der Naziherrschaft gewesen. Er kommentierte das Gerichtsurteil mit den Worten: „Die Wahrheit hat unzweifelhaft gesiegt.“
KNA-ÖKI, 12. August 2013.