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Weissrussland: Patriarch Kirill befürwortet politisches Bündnis Moskau-Minsk-Kiew

21. Januar 2013

Bei einem Treffen mit dem weißrussischen Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko am 14. Oktober in Minsk betonte Patriarch Kirill, dass die Russische Orthodoxe Kirche den Integrationsprozess der ehemaligen Teilrepubliken der UdSSR fördern wolle: «Die Kirche wird immer die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der Brudervölker betonen.» Die staatliche Unabhängigkeit solle jedoch gewahrt werden: «Unsere Völker haben den Weg der Souveränität gewählt, und die Kirche respektiert diese Wahl», so der Patriarch. Die Russische Orthodoxe Kirche habe in ihrer tausendjährigen Geschichte stets der spirituellen Einheit der Völker gedient und den Kulturraum der sogenannten Heiligen Rus’ geschaffen, zu dem neben Russland auch die Ukraine und Weißrussland gehörten.

Lukaschenko dankte dem Patriarchen für dessen Beitrag zum Aufbau eines «Unionsstaates» aus Russland und Weißrussland und der Stärkung der Einheit beider Völker. Der Präsident verlieh dem Patriarchen den «Orden der Völkerfreundschaft». Die Beziehungen zwischen dem weißrussischen Staat und der Russischen Orthodoxen Kirche bezeichnete er als «harmonisch».

Während seines eintägigen Besuchs in Minsk weihte der Patriarch ein Denkmal für seinen Vorgänger, Patriarch Aleksij II., ein. Dabei sagte der Patriarch laut weißrussischen Medien, er sei fest davon überzeugt, dass Weißrussland, Russland und die Ukraine nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit, sondern auch eine gemeinsame Zukunft hätten. Die Russische Orthodoxe Kirche wertet Russland, Weißrussland und die Ukraine als die wichtigsten Teile ihres «kanonischen Territoriums». Aus Sicht des Moskauer Patriarchats gehören alle ehemaligen Teilrepubliken der UdSSR mit Ausnahme von Georgien und Armenien zu diesem Territorium.

Seit Ende September 2012 hat in Russland auch ein Referendumskomitee begonnen, Stimmen für eine Konföderation Russlands, der Ukraine und Weißrusslands zu sammeln. Einer der Initianten des Referendumskomitees für ein politisches Bündnis der «Brudervölker» soll Erzpriester Vsevolod Tschaplin, der Vorsitzende der Abteilung für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft des Moskauer Patriarchats, sein, was dieser auf Anfrage jedoch dementierte: «Mit mir hat dies nur insofern zu tun, als die Initiatoren vor der Stimmensammlung in der Kirche, in der ich diene, gebetet haben.»

Vertreter der Ukrainischen Orthodoxen Kirche – Kiewer Patriarchat kritisierten die Initiative als Angriff auf die Souveränität der Ukraine. Auch der Informationsdienst der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche verurteilt die Initiative, an der sich keine Kirche beteiligen sollte. In der Ukraine wollen gesellschaftliche Organisationen wie die «Orthodoxe Wahl» Stimmen für ein Referendum sammeln, das eine Konföderation als Alternative zur Europäischen Union zum Ziel hat. Zusätzlich zum russischen Initiativkomitee wollen sie den Akzent auf das kanonische Territorium der Orthodoxie, die Russkij Mir («Russische Welt», s. RGOW 2/2012, S.22–24) setzen. Ein Sprecher der auch nach den jüngsten Wahlen führenden prorussischen «Partei der Regionen» distanziert sich jedoch vom Referendum, weil es die Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt destabilisieren würde – dies sei nicht im Interesse der Partei.

www.risu.org.ua, 26. September; Kathpress, 15. Oktober; religion.ng.ru, 17. Oktober 2012 – R. Z.

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