Zypern: Antrittsbesuch von Patriarch Kirill in Zypern
Zuerst müsse das «Konfrontationsniveau» gesenkt und «eine kulturelle, geistliche Atmosphäre geschaffen werden, um so die Einheit Zyperns in Übereinstimmung mit den Prinzipien der UN wiederherzustellen». Der Patriarch kritisierte, dass im türkischen Nordteil der Insel «die zerstörten und geschändeten Kirchen» noch nicht restauriert seien, dass es keine Seelsorge für die verbliebenen orthodoxen Gläubigen gebe und dass es Erzbischof Chrysostomos II., dem Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Zypern, untersagt sei, die Gläubigen zu besuchen.
Erzbischof Chrysostomos hob die «mehr als brüderlichen Beziehungen zwischen unseren Kirchen» hervor und bat die Russische Orthodoxe Kirche um Unterstützung: Die Zyprioten blickten «voller Hoffnung auf die Russische Orthodoxe Kirche» und bäten «um weitere Hilfe im Kampf für die Befreiung ihrer besetzten Gebiete und die Wiederherstellung der Menschenrechte». Der Erzbischof dankte für das russische Veto im UN-Sicherheitsrat, mit dem eine Durchsetzung der Letztfassung des Annan-Plans 2004 verhindert worden sei. Damals habe er an Patriarch Alexij II. appelliert, dieser möge Vladimir Putin um ein Veto im Sicherheitsrat bitten, was auch geschehen sei. So sei es gelungen, den für Zypern vernichtenden Plan Annans abzuwehren und «unsere Staatlichkeit zu bewahren».
Während seines Besuchs nahm Patriarch Kirill auch an einer Sitzung des Hl. Synods in Nikosia teil, an der er zur Verteidigung der verfolgten Christen im Nahen Osten und in Nordafrika aufrief. Dank des Engagements von Erzbischof Chrysostomos habe sich «angesichts der neuen Herausforderung unserer Zeit – der Bedrohung unserer Brüder auf urchristlichem Boden – die Zusammenarbeit der Orthodoxen Kirchen des Nahen Ostens und Nordafrikas in den letzten beiden Jahren verstärkt». Zudem legte der Patriarch Kirill in Limassol den Grundstein für eine russisch-orthodoxe Kirche. Insgesamt leben ca. 60 000 russischsprachige Personen auf Zypern, die meisten von ihnen in Limassol. Patriarch Kirill erklärte, die künftige Kirche werde der Eparchie Limassol der Kirche von Zypern unterstehen; ein Priester des Moskauer Patriarchats werde die Gottesdienste in Kirchenslawisch feiern. Mit einer Begegnung mit Staatspräsident Demetrios Christofias ging der Besuch des Patriarchen auf Zypern zu Ende.
Patriarch Kirill besuchte Zypern im Rahmen seiner Antrittsreisen bei anderen orthodoxen Kirchen. Der Leiter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Ilarion (Alfejev), hatte dazu im Vorfeld am 24. April erklärt, dass der Patriarch seine Besuche künftig nicht mehr nach den Diptychen, der Rangordnung und Bedeutung der orthodoxen Kirche, ausrichten werde, sondern «nach Maßgabe der Wichtigkeit». Patriarch Kirill hatte die Rangordnung mit seinen Besuchen in Konstantinopel (2009), Alexandrien (2010) sowie Antiochien (2011) eingehalten, sie dann jedoch mit seinem Besuch der Bulgarischen Orthodoxen Kirche Ende April aufgegeben; zuvor hätten eigentlich die Patriarchate von Jerusalem, Serbien und Rumänien auf dem Programm gestanden. Metropolit Ilarion sagte, angesichts des hohen Alters des bulgarischen Patriarchen Maksim (97 Jahre) habe der Patriarch seinen Besuch nicht aufschieben wollen. Die Orthodoxe Kirche von Zypern steht in den Diptychen erst an zehnter Stelle. Im August plant Patriarch Kirill die Orthodoxe Kirche von Polen und im November das Patriarchat von Jerusalem zu besuchen.
www.religio.ru, 8. Juni; www.portal-credo.ru, 25. April; 11. Juni; Kathpress, 12. Juni 2012 – O.S