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Im Wandel begriffen. Frauen in (kirchlichen) Führungsrollen in der Ukraine

RGOW 05/2025
Olga Kondyuk

In der Ukraine übernehmen immer mehr Frauen Leitungsrollen, da zahlreiche Männer mobilisiert sind. Zugleich sind Frauen von Militärangehörigen besonderem emotionalen Stress ausgesetzt. Auch in den Kirchen übernehmen Frauen immer mehr Aufgaben, wie vier beispielhafte Geschichten von Frauen in evangelischen Kirchen zeigen. Sie setzen sich für ältere Menschen, Binnenvertriebene und Opfer sexueller Gewalt ein oder begleiten als Militärseelsorgerinnen die Soldaten an der Front.

Im Buch Genesis lesen wir: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild, als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen.“ (Gen 1,27–28). Dieser Text besagt, dass Mann und Frau zusammen das Bild Gottes widerspiegeln. In unserem Seminar über die Entwicklung der Führungsrolle der Frau sprechen wir daher nicht über Dominanz oder exklusive Rechte eines bestimmten Geschlechts, sondern über die produktive Zusammenarbeit von Männern und Frauen. Wenn Männer und Frauen in gegenseitigem Respekt zusammenwirken und gemeinsam auf die Bedürfnisse der Gesellschaft eingehen, ist das auch ein Ausdruck des Reiches Gottes.
In der ukrainischen Kultur sind immer noch gewisse Stereotypen anzutreffen, wenn von Frauen erwartet wird, dass sie sich in Familie und Haushalt verwirklichen, während von Männern erwartet wird, dass sie sich in öffentlichen Rollen realisieren. Das Gebot Gottes in Gen 1, 27–28 setzt sich jedoch aus zwei Teilen zusammen und richtet sich sowohl an Männer und Frauen:

1)  „Seid fruchtbar und vermehrt euch“ – sowohl Männer als auch Frauen sind zu Elternschaft und Familie berufen.

2)  „Unterwerft sie euch“ – Gott gebietet sowohl Männern als auch Frauen die Schöpfung zu gestalten und überträgt ihnen soziale Verantwortung, die sie durch ehrenamtliche Tätigkeit, geschäftliche Aktivitäten, soziale Dienste, kirchliche Wohltätigkeit und sogar durch die Verteidigung im Wehrdienst wahrnehmen können.

Herausforderungen in Kriegszeiten
Heutzutage nehmen ukrainische Frauen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens bedeutende Führungspositionen ein. In manchen Fällen ist dies auf gesetzlich festgelegte Quoten zurückzuführen, zudem hängt dies mit akuten gesellschaftlichen Bedürfnissen zusammen. Während früher noch darüber diskutiert wurde, ob eine Frau überhaupt eine Führungsrolle übernehmen kann, so erfordert dies die aktuelle Situation. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine beschleunigt diesen Prozess. Die Anzahl von Frauen in Top-Managementpositionen in der Wirtschaft ist auf 31 Prozent gestiegen.[1] Mit Blick auf die Vertretung von Frauen in den öffentlichen Verwaltungsorganen sieht die ukrainische Gesetzgebung eine Quote von 40 Prozent für Frauen vor. Alle Männer in der Ukraine zwischen 25 und 60 Jahren unterliegen der Mobilisierung. Während die Männer an der Front dienen, übernehmen die Frauen Schlüsselaufgaben bei der Kindererziehung, der Stärkung der Wirtschaft des Landes, der sozialen Fürsorge vulnerabler Gruppen und der Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte durch Freiwilligenarbeit.

Verschiedenen Quellen zufolge sind derzeit mehr als eine Million Menschen in der Ukraine mobilisiert.[2] Zahlreiche Familien sind für längere Zeit voneinander getrennt. Alle Ukrainerinnen und Ukrainer befinden sich momentan in einem Zustand von chronischem Stress, doch Frauen, deren Angehörige an der Front sind, sind dieser Belastung besonders ausgesetzt. Einerseits erfüllen sie wie alle anderen auch ihre alltäglichen Pflichten. Andererseits können sie die familiären Aufgaben, Haushalt und Kinderbetreuung nicht mit ihren Männern teilen und bewältigen diese allein. Eine weitere bedeutende Herausforderung ist das Warten auf Nachrichten von ihren Männern. Wenn diese ihre Stellungen an der Front beziehen, warnen sie davor, dass sie mehrere Tage oder gar Wochen keinen Kontakt haben können. Laut den Frauen von Soldaten besteht die größte Belastung darin, auf die Nachricht vom Ehemann zu warten, dass er wohlbehalten von der Stellung zurückgekehrt ist. In dieser Situation müssen die Frauen zudem für das emotionale Wohl ihrer Kinder sorgen und ihnen ein Anker der Stabilität sein, da auch sie unter der Abwesenheit des Vaters leiden. Nicht selten engagieren sich Frauen von Militärangehörigen freiwillig bei den Streitkräften und schließen sich mit anderen Mitbürgern zusammen, um den Einheiten zu helfen, in denen ihre Männer dienen. Die Freiwilligen versorgen die Einheiten mit Ausrüstung, Lebensmitteln, Drohnen, Sanitätsmaterial, Stromaggregaten usw.

Bis heute wurde die Anzahl der an der Front Gefallenen nicht öffentlich gemacht. Nur einmal hat der ukrainische Präsident von etwa 45 000 Gefallenen gesprochen.[3] Das bedeutet, dass ebenso viele Familien den Verlust eines nahestehenden Menschen erlitten haben. Der Staat bietet diesen Familien soziale Sicherheit, aber sie benötigen auch wichtige emotionale Unterstützung.[4] Sie verdienen es, gehört und im Alltag unterstützt zu werden, wenn ihnen die Kraft fehlt. In der Ukraine besteht deshalb ein großer Bedarf an Selbsthilfegruppen für Ehefrauen und Mütter von Militärangehörigen sowie für Ehefrauen und Müttern von Gefallenen. Solche Selbsthilfegruppen werden oft in Kirchengemeinden gegründet und in der Regel von anderen Frauen betreut. Manchmal handelt es sich dabei um Frauen, die selbst bereits ähnliche Erfahrungen gemacht haben, obwohl dies aufgrund der Gefahr einer Retraumatisierung nicht immer empfehlenswert ist.

Obwohl laut Gesetz nur Männer der Mobilisierungspflicht unterliegen, haben sich viele Frauen als Freiwillige den ukrainischen Streitkräften angeschlossen. Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums dienen derzeit ca. 70 000 Frauen in den Streitkräften, von denen sich 20 000 in Gefechtsstellungen und 5 500 an der Front befinden.[5] Nicht selten haben Frauen Führungspositionen in der Armee inne. Laut Aussagen dieser Frauen sind sie anfangs auf Vorurteile aufgrund ihres Geschlechts gestoßen, gewinnen jedoch schnell Autorität und Vertrauen bei ihren Kameraden. Bemerkenswert ist, dass es trotz der Anzahl von Frauen im Militär nur drei Frauen in den Streitkräften gibt, die offiziell in der Militärseelsorge eingeschrieben sind. Frauen im Militär könnten seelsorgerische Dienste gerade von Frauen benötigen, daher sollte dieser Bereich ausgebaut werden.

Frauen im kirchlichen Dienst
Die Ukraine ist ein multikonfessionelles Land. Historisch bedingt ist die orthodoxe Kirche am weitesten verbreitet, gefolgt von der katholischen Kirche und vielen aktiven evangelischen Kirchen. Jede Konfession hat unterschiedliche Auffassungen über den Dienst von Frauen in der Kirche. Die kircheninternen Diskussionen über eine Führungsrolle der Frau umfassen mehrere Ebenen:

1)  Können Frauen Pastorinnen einer Kirche sein und die Sakramente spenden?
In den Kirchen mit apostolischer Sukzession sind nur Männer Priester, ebenso in den meisten protestantischen Kirchen der Ukraine. Nur in wenigen evangelischen Kirchen können Frauen Pfarrerinnen sein. Man kann nicht sagen, dass die Bedingungen des Krieges dieses Thema wesentlich beeinflusst haben, da die Frage der Frauenordination tiefgehende theologische und historische Wurzeln hat. Während des Krieges ist jedoch das Phänomen von Frauen als Seelsorgerinnen aufgetaucht, die liturgische Handlungen durchführen. Dies hat zu einer theologischen Diskussion über die Ordination von Frauen und die Spendung von Sakramenten durch Frauen geführt.

2)  Können Frauen eine leitende Funktion im Kirchendienst übernehmen?
Auch bei dieser Frage variiert die Haltung je nach Kirche. In eher konservativen Kirchen wurde es bislang vermieden, Frauen leitende Verantwortung im Kirchendienst zu übertragen. Doch zeichnet sich eine deutliche Verschiebung hin zu mehr Führungsmöglichkeiten von Frauen ab. Seit Beginn des Krieges 2014 übernahmen viele Kirchen eine führende Rolle im sozialen Dienst, was sich mit der russischen Großinvasion 2022 noch verstärkt hat.[6] Die Kirche kümmert sich um vulnerable Bevölkerungsgruppen: Binnenvertriebene, Familien von Militärangehörigen, Menschen mit Behinderung, ältere Menschen, Personen, die im Krieg ihr Zuhause oder nahe Angehörige verloren haben. Obwohl die Rolle der Frauen im pastoralen Dienst, in der Predigt und bei der Spendung der Sakramente beschränkt ist, üben sie oft eine führende Rolle im sozialen Dienst der Kirche aus. In den letzten Jahren hat auch die Anzahl der religionsbezogenen NGOs zugenommen, in denen Frauen häufig als Gründerinnen und Leiterinnen fungieren.

Im Folgenden erzähle ich die Geschichten von vier ukrainischen Frauen, die exemplarisch für die großartige Arbeit von Hunderten und Tausenden ukrainischen Frauen sind.

Olena Lahovska: Gründung eines Senioren-Clubs
Olena ist die Ehefrau des Pastors der Christlichen Jugendkirche in der Stadt Schytomyr. Mit Beginn der russischen Großinvasion in die Ukraine flohen der frühere Pastor und viele Mitglieder des Leitungsteams der Kirche ins Ausland. Denys und Olena Lahovski übernahmen die Verantwortung für die örtliche Gemeinde. Ende 2022 absolvierte Olena den Intensivkurs „Workshop Sozialdienst“ am Ukrainischen Evangelisch-Theologischen Seminar. Während dieser Schulung rief sie ein soziales Projekt für ältere Menschen namens „Super-Alter“ ins Leben. Ältere Leute zählen zu den vulnerabelsten Bevölkerungsgruppen der Ukraine, und ihre Bedürfnisse haben sich im Zuge der Großinvasion deutlich verschärft. Viele jüngere Menschen haben die Ukraine verlassen, um ihre Kinder zu schützen, während ältere Menschen nicht bereit sind, ins Ausland zu fliehen, und oft allein ohne Verwandte in der Ukraine zurückbleiben. Deshalb wird das Problem der Einsamkeit im Alter immer größer.

Der von Olena geleitete Sozialdienst ist einzigartig, da sie vor Beginn der Arbeit den sozialen Kontext ihrer Stadt analysierte und die tieferliegenden Bedürfnisse identifizierte. Das Projekt ist gezielt auf die Resozialisierung älterer Menschen ausgerichtet und ist ein bemerkenswerter Präzedenzfall: Eine Jugendkirche gründet einen Club für Seniorinnen und Senioren. Heute wird dieser Club jeden Freitag von mehr als 100 Personen besucht. Ältere Menschen haben so eine aktive Gemeinschaft, betätigen sich kreativ, engagieren sich ehrenamtlich, erwerben neue Kenntnisse und Fähigkeiten und – was am wichtigsten ist – sie pflegen starke und aufrichtige Kontakte. Aktuell leitet Olena am Seminar ein Förderungsprogramm für weibliche Führungskräfte und bildet Frauen aus, die verschiedene soziale Projekte in ihren Gemeinden durchführen. Außerdem schreibt sie an einem Handbuch für das Programm „Super-Alter“, es soll anderen Kirchgemeinden helfen, solche Clubs zu gründen und von den bisherigen Erfahrungen zu profitieren.

Olha Potyrajlo: Hilfe für Butscha
Olha ist Pfarrerin der evangelischen Kirche „Skimens“ in Kyjiw. Sie und ihr Mann führen seit mehr als 20 Jahren ein Unternehmen zur Herstellung von medizinischen Einrichtungsgegenständen und Geräten. Daher hat sie sowohl eine Führungsposition im Unternehmen als auch in der Kirche inne. Olha lebt in Butscha und ihre Kirche befindet sich nördlich von Kyjiw. Am ersten Tag der Großinvasion gelang es Olha Butscha zu verlassen, aber ihr Haus wurde von russischen Soldaten besetzt und geplündert. Ihre Kirche leistete Hilfe bei der Evakuierung der Bevölkerung aus Kyjiw und den Vorstädten.

Gleich nach der Befreiung Butschas öffnete Olha ihr Haus und machte es zu einem Freiwilligenzentrum, um der Bevölkerung zu helfen. Im ersten Monat nach der Befreiung verpflegten sie täglich 320 Personen. Heute lässt sich kaum mehr ausrechnen, wie vielen Menschen sie in den letzten drei Jahren geholfen haben. Freiwillige der Kirche fahren einmal im Monat mit Hilfsgütern in die Kampfgebiete und haben dem Militär bereits Unterstützung im Wert von mehr als 12 Mio. Hrywnja geleistet. Die Kirche organisiert zudem Clubs und Sommerlager für Kinder aus Familien von Militärangehörigen.

Maryna Masjuk: Unterstützung von Gewaltopfern
Maryna Masjuk ist die Ehefrau eines Pfarrers einer kleinen Kirche in Kyjiw. Ihr Ehemann Oleksandr wurde mobilisiert und diente etwa ein Jahr in den ukrainischen Streitkräften. Nach der Mobilisierung ihres Mannes zog Maryna nach Uschhorod und schloss sich einer NGO an, die sich um Binnenvertriebene kümmert. Nach der Befreiung Butschas und anderer Städte in den Regionen Kyjiw, Charkiw und Tschernihiw wurde das Ausmaß der Gewalt bekannt, der die Menschen unter der Besatzung ausgesetzt waren. Maryna hatte damals noch keine psychologische Ausbildung, aber sie hatte eine theologische Ausbildung und Kenntnisse in kirchlicher Seelsorge. Eine NGO wurde auf sie aufmerksam und bot ihr eine spezielle Ausbildung an, um Menschen zu helfen, die im Zusammenhang mit militärischen Konflikten Gewalt erfahren haben. Maryna hat vielen Frauen beigestanden, die von russischen Soldaten sexuell missbraucht worden sind.

Mittlerweile beschäftigt sie sich auch mit dem Thema häuslicher Gewalt. Leider ist dieses Problem in der Ukraine immer noch weit verbreitet und hat sich während des Krieges verschlimmert. 2024 ist die Zahl der Hilferufe aufgrund häuslicher Gewalt um 36 Prozent gestiegen.[7] Dafür gibt es mehrere Gründe: Nach wie vor gibt es eine gewisse Toleranz gegenüber häuslicher Gewalt, und viele Menschen sind emotional überfordert, chronischen Stress zu bewältigen, was sich in Aggressionen gegenüber ihnen nahestehenden Personen äußert. Die meisten Opfer von häuslicher Gewalt sind Frauen. Nach der Demobilisierung ihres Mannes kehrte Maryna nach Kyjiw zurück. Jetzt beginnt sie ein Masterstudium in Psychologie und leitet Selbsthilfegruppen für Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind. Außerdem führt sie Aufklärungsseminare in Kirchen durch, um das Bewusstsein für das Gewaltproblem zu schärfen. Maryna entwickelt zudem ein methodisches Programm, das kirchlichen Amtsträgern helfen soll, Opfer von körperlicher und sexualisierter Gewalt zu unterstützen.

Marynas Geschichte ist bezeichnend für die Ukraine, da emotionale Unterstützung von Betroffenen oft von Menschen geleistet wird, die keine spezielle Ausbildung in diesem Bereich haben. Der Bedarf an psychologischer Unterstützung und Traumabewältigung ist viel größer als die Anzahl vorhandener Fachkräfte. Deshalb studieren jetzt viele Frauen Psychologie als zweites oder sogar drittes Studium, um qualifiziert Hilfe leisten zu können.

Oleksandra Andrijaschyna: Dienst als Militärgeistliche
Oleksandra ist Offizierin im Militärseelsorgedienst der Streitkräfte der Ukraine. In der Ukraine gibt es derzeit nur drei Frauen mit dem offiziellen Status einer Militärgeistlichen. Oleksandra war die allererste. Oleksandra wurde in Kyjiw geboren und lebte dort bis zum Beginn des Krieges 2014, als sie als Missionarin in die Ostukraine ging, um in den Städten an der Front zu dienen. Sie half lokalen Kirchen in der Arbeit mit Kindern, begann jedoch auch als Freiwillige für das Militär zu arbeiten. Mit der Zeit knüpfte sie Kontakte zu vielen Soldaten und gewann zunehmend an Autorität. Schließlich erklärten sich mehrere Offiziere bereit, sich für ihre offizielle Ernennung zur Militärseelsorgerin in ihrem Regiment einzusetzen. Mit der Großinvasion vollzog sie den Schritt von der freiwilligen Tätigkeit zum offiziellen Wehrdienst. Oleksandra hat keine eigene Familie und berichtet, dass sie schon in jungen Jahren den Ruf Gottes verspürte, sich ganz in seinen Dienst zu stellen und ein eheloses Leben zu führen, was für den evangelischen Kontext eher untypisch ist.

Oleksandra dient derzeit in einer Militäreinheit, die in der Stadt Dnipro stationiert ist. Die Hälfte der Zeit dient sie an der dortigen Basis, und die andere Hälfte betreut sie ihr Bataillon an der Front. Sie betreut sowohl Männer als auch Frauen. Sie hat auch Erfahrung in der Betretung von Soldaten mit posttraumatischer Belastungsstörung.

Blick in die Zukunft
Viele Ukrainerinnen und Ukrainer sind auf einen langen Atem eingestellt. Wir wissen, dass der Krieg nicht so schnell zu Ende sein wird, aber auch, dass er nicht ewig andauern kann. Es wäre wünschenswert, dass wir die Erfahrung der gesellschaftlichen Konsolidierung für den Wiederaufbau und die Entwicklung der Ukraine bewahren. Derzeit ist der strategisch wichtigste Bereich in der Ukraine die Ausbildung neuer Führungs- und Fachkräfte. Die Herausforderungen und Bedürfnisse in der Ukraine erfordern eine fachkundige Antwort, auch von Seiten der Kirche. Wir träumen davon, dass die Werte des Reiches Gottes in allen Bereichen der Gesellschaft verankert werden. Und wir sehen viele Wunden am Körper unserer Gesellschaft, die geheilt werden müssen.

Christus hat uns das Beispiel der Führung als Diener gezeigt. Führung ist kein Wettbewerb zwischen Männern und Frauen, oder darum, wer die höchste Position und den höchsten Status hat. Führung ist, wenn wir Bedürfnisse sehen, Verantwortung übernehmen und zusammenarbeiten, denn es gibt genug Bedürfnisse und Arbeit für alle. In den Kirchen sprechen wir immer mehr über Rolle von Christen als Staatsbürger. Das Wort Gottes nach Gen 1,27–28 fordert uns auf, zu erkennen, für welchen Teil der Schöpfung wir Verantwortung übernehmen sollen. Dies erfordert die Zusammenarbeit aller – Männer und Frauen.

Anmerkungen: 
[1])    https://epravda.com.ua/experts/zhinoche-liderstvo-v-ukrajini-yak-viyna-priskoryuye-trendi-800317/

[2])    https://tsn.ua/ato/u-yakomu-vipadku-mobilizuyut-sche-500-tisyach-ukrayinciv-vidpovid-nardepa-2693661.html

[3])    https://www.dw.com/uk/45-tisac-zagiblih-vijskovih-zelenskij-nazvav-vtrati-ukraini-u-vijni/a-71508879

[4])    https://home.ednannia.ua/analytics/data-catalog/379

[5])    https://www.radiosvoboda.org/a/news-minoborony-zhinky-armia/33340821.html. Vgl. Mieriemova, Yuliia: Einzigartig und gewöhnlich. Vier Geschichten von Frauen aus dem Krieg. In: RGOW 51, 1–2 (2023), S. 7–11.

[6])    Ohultschansky, Bohdan: Praktische Ökumene. Ukrainische Kirchen angesichts des Krieges. In: RGOW 50, 6 (2022), S. 20–21.

[7])    https://opendatabot.ua/analytics/domestic-violence-2024-5

Übersetzung aus dem Ukrainischen: Julia Elena Grieder.

Olga Kondyuk, Leiterin der Kommunikationsabteilung des Ukrainischen Evangelisch-Theologischen Seminars in Kyjiw, Pfarrerin der Kirche Nove Misto (Neue Stadt).

Bild:  Teilnehmerinnen des Workshops "Standing in the gap. Women leaders in Ukraine" (Foto: https://innovista.org/).

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