RGOW 2018 09: 1918 - Das Ende der Imperien und die neue Staatenwelt
Frithjof Benjamin Schenk: Das Ende der Imperien und die Folgen für das östliche Europa
Der Erste Weltkrieg führte zum Ende der drei Imperien im östlichen Europa. An ihrer Stelle entstanden neue Nationalstaaten, die jedoch vielfach ebenso multiethnisch geprägt waren wie die untergegangenen Vielvölkerreiche. Die Pariser Vorortverträge beendeten keinesfalls die Kämpfe, sondern zwischen 1918 und 1921/22 kam es immer wieder zu Kriegen und bewaffneten Konflikten zwischen den Nachfolgestaaten.
Benjamin Conrad: 100 Jahre Wiedergründung Polens – eine Rückblende
Nach über 100 Jahren Teilung entstand 1918 der polnische Staat wieder. Neben enormen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen hatte die neue Republik vor allem mit außenpolitischen Problemen zu kämpfen. So schloss sich an den Ersten Weltkrieg der Polnisch-Sowjetische Krieg bis 1921 an.
Árpád von Klimó: Ungarn 1918 – keine Jahrhundertfeier
Zum Jubiläum der Gründung des unabhängigen ungarischen Staats im November 1918 sind keine Feiern geplant. Die Staatsgründung wurde von einem Großteil der Bevölkerung eher passiv hingenommen. Hinzu kamen die katastrophale Versorgungslage und die Wirren um die kurzlebige Räterepublik. Ein weiterer Grund für das negative Gedenken ist der Vertrag von Trianon 1920, der Ungarn auf ein Drittel seines vormaligen Staatsgebiets reduzierte.
Nada Boškovska: Jugoslawien – ein neuer Staat auf der europäischen Landkarte
Mit dem „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ (ab 1929 Königreich Jugoslawien) entstand 1918 ein komplett neuer Staat auf der europäischen Landkarte. Dieser zeichnete sich von Anfang an durch eine große wirtschaftliche, soziale, ethnische und religiöse Heterogenität aus, was eine enorme Integrationsarbeit erforderte. Dazu waren jedoch die politischen Eliten aufgrund ihrer unterschiedlichen Erwartungen an den neuen Staat nicht in der Lage.
Florian Kührer-Wielach: Rumänien 1918: zwischen Pluralismus und Vereinheitlichung
Mit dem Zusammenschluss rumänisch besiedelter Gebiete mit dem Königreich Rumänien 1918 entstand ein multinationaler und multikonfessioneller Staat. Die Integration der unterschiedlich geprägten Gebiete gestaltete sich äußerst schwierig. Regionale, parteipolitische und konfessionelle Bruchlinien blieben bestehen. Dennoch wird die Zwischenkriegszeit heute positiv erinnert und das Jubiläum gefeiert.
Nicole Immig: Das Ende des Kriegs und die Neuordnung im östlichen Mittelmeerraum
Erst mit dem Vertrag von Lausanne von 1923 endete im östlichen Mittelmeerraum der Krieg. Nach einem kriegerischen Jahrzehnt seit den Balkankriegen von 1912/13 sollte der vereinbarte Bevölkerungsaustausch zu einer langfristigen Befriedung der Region beitragen. Für die Betroffenen bedeutete er jedoch den Verlust der Heimat und große physische wie psychische Belastungen.
Krassimira Daskalova: Frauen auf dem Balkan in der Zwischenkriegszeit
Nach dem Ersten Weltkrieg intensivierte sich der Kampf von Frauenorganisationen in den südosteuropäischen Ländern um das Frauenwahlrecht und die Gleichstellung der Geschlechter. Die Frauenbewegungen setzten sich u. a. für Alphabetisierung, für gleichen Bildungszugang sowie gleichen Lohn für gleiche Arbeit ein. In langwierigen Kämpfen konnten sie so nach und nach größere politische und gesellschaftliche Teilhabe gewinnen.
Dietmar Müller: Internationale Politik, der Völkerbund und das Völkerrecht
Mit dem Völkerbund und dem System des Minderheitenschutzes wurden nach dem Ersten Weltkrieg neue Instrumente der Friedenssicherung und der kollektiven Sicherheit geschaffen. In den neu entstandenen Staaten Ostmittel- und Südosteuropas stießen diese jedoch auf ein geteiltes Echo. Dennoch gelangen im Rahmen der Völkerbundsordnung beachtliche Schritte zur Institutionalisierung und Verrechtlichung der internationalen Politik.