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Bulgarischer Obermufti: «Bei uns gibt es keinen islamischen Fundamentalismus»

04. Mai 2009

Mustafa Alisch Hadschi, oberster Mufti Bulgariens, zeigte sich höchst besorgt darüber, dass einfache Muslime, die lediglich ihren Glauben praktizierten, in jüngster Zeit des Islamismus beschuldigt würden. Gegenüber der Presse erklärte er am 22. März, in Bulgarien gebe es «keinen islamischen Fundamentalismus ». Er reagierte damit auf Ereignisse in zwei Dörfern in den Rhodopen (Gebirgskette im Süden Bulgariens), wo fast ausschließlich Pomaken leben (mit «Pomaken» bezeichnet man die südslawischsprachigen Muslime in Südbulgarien und in Nordgriechenland). In der Nacht vom 15. auf den 16. März hatten Mitarbeiter der «Nationalen Staatsicherheit» den Bürgermeister von Garmen, Achmed Baschev, sowie den Primarschullehrer für das Fach «Islam» in Ribnovo, Murat Boschnak, wegen «islamistischer Propaganda» verhaftet, nach Sofia zum Verhör gebracht und für kurze Zeit inhaftiert; beide sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Vorgeworfen wurde ihnen das «Predigen eines radikalen Islams» sowie das «Schüren religiösen Hasses und ethnischer Zwietracht».

Wenige Tage zuvor, am 10. März, hatte Jane Janev, Parlamentsmitglied und Führer der mit rechtsextremistischen Parteien in aller Welt vernetzten nationalistischen Partei «Ordnung, Gesetz, Gerechtigkeit» (bulg.: RZS), öffentlich behauptet, arabische Stiftungen finanzierten die islamistische Unterwanderung zahlreicher Dörfer in den Rhodopen. So hätte der Direktor der Dorfschule in Ribnovo, Feim Issa, seine Schüler zum Tragen islamischer Kleidung gezwungen und Murat Boschnak als Lehrer für das Fach «Islam» angestellt, obwohl er gar kein in Bulgarien gültiges, sondern nur ein in Makedonien ausgestelltes Abschlussdiplom vorweisen könne. Boschnak hätte außerdem in Saudi-Arabien studiert. Er würde die Kinder zwingen, ihn mit «aga» (osmanisch: «Herr») statt mit «gospodin » (slawisch: «Herr») anzureden, Mädchen dürften keine Tanzveranstaltungen besuchen und müssten das Kopftuch tragen. Kurz nachdem die Verhaftung von Baschev und Boschnak bekannt geworden war, wandte sich Obermufti Alisch Hadschi an die Presse: «Wir sind angesichts dieser Vorgänge höchst beunruhigt - doch sind wir überzeugt, dass das, wessen diese Personen aus Ribnovo angeklagt sind, nicht der Wahrheit entspricht. Das sind ganz normale Leute, die nicht erst seit gestern Muslime sind und ihren Glauben so leben, wie seit eh und je.»

In Bulgarien sind laut der letzten Volkszählung (2001) 12 % aller Einwohner Muslime (ca. 1 Mio.), davon sind ca. 750 000 Türken, 130 000 Pomaken und 100 000 muslimische Roma. In den Dörfern Garmen und Ribnovo leben 1700 resp. 2400 Menschen, praktisch alles Pomaken.

www.bogoslov.ru, 23. März - O.S.

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