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Fortschritte im katholisch-altorientalischen Dialog

17. März 2009

Mit der Präsentation eines gemeinsamen Dokuments zum Kirchenverständnis haben die katholische Kirche und die Orientalisch-Orthodoxen Kirchen einen weiteren Schritt zur ökumenischen Annäherung unternommen. Das Papier trägt den Titel «Nature, Constitution and Mission of the Church» und wurde von der 2003 eingerichteten Dialogkommission zwischen der katholischen Kirche und den altorientalischen Kirchen erarbeitet.

Nach mehreren Arbeitstreffen wurde das Papier im Rahmen der sechsten Konferenz der Kommission vom 26. bis 30. Januar in Rom verabschiedet. Die Tagung fand unter der Leitung des Vorsitzenden des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, und des koptischen Metropoliten Anba Bishoi von Damiette statt. Laut dem Salzburger Kirchenhistoriker und Patristiker Prof. Dietmar Winkler, der als Konsultor (Berater) des Einheitsrates an den Sitzungen teilnahm, demonstriert das Dokument ein «hohes Maß an Übereinstimmung in der wichtigen Frage des Kirchenverständnisses», aber auch in Fragen des Bischofsamtes und der apostolischen Sukzession. Zustande gekommen sei der Konsens nicht zuletzt auf der Grundlage des weiten Kirchenverständnisses, wie es in den Dokumenten «Lumen gentium» und «Gaudium et spes» des Zweiten Vatikanischen Konzils zugrunde gelegt wurde. Eine wichtige Rolle hätten auch die inoffiziellen Konsultationen der Wiener Stiftung «Pro Oriente» mit den Orientalisch- Orthodoxen Kirchen gespielt. Das 15-seitige Papier hält allerdings auch deutlich weiteren Klärungsbedarf fest: Dieser bestehe - laut Winkler - vor allem in der Frage der Ausübung des Petrusamtes sowie in der Frage der Anerkennung der Konzilien und ihrer Bedeutung für den ökumenischen Dialog. Das Papier wird nun an die jeweiligen Kirchenleitungen zur offiziellen Bestätigung weitergereicht. In der katholischen Kirche wird die Prüfung von der Glaubenskongregation vorgenommen. Winkler bezeichnete die Vertiefung der ökumenischen Bildung als «Zentralthema» der Bemühungen der nächsten Jahre. Nachdem in Kommissionen und auf Expertenebene der Dialog bereits zahlreiche Fortschritte erzielt habe, gelte es nun, «die weitreichenden Übereinstimmungen an die Basis zu bringen». Erschwert werde diese Arbeit durch eine derzeitige «Retro-Ekklesiologie», die sich in einer «zunehmenden Angst vor weiterer konfessioneller Öffnung» und einer Angst vor dem «Verlust konfessioneller Identität» zeige. Dabei werde allerdings übersehen, dass gerade die Öffnung im Dialog eine Bereicherung für die Kirche bedeute. Papst Benedikt XVI, empfing die Mitglieder am 30. Januar zu einer Audienz, an der er der Kommission für ihre Arbeit dankte. Es sei ein «Zeichen der Hoffnung und Ermutigung», dass der Dialog nun bereits so lange laufe und jedes Jahr von einer anderen beteiligten Kirche vorangetrieben werde.

Beteiligt am Gespräch in Rom waren Vertreter der Koptischen Orthodoxen Kirche, der Syrischen Orthodoxen Kirche, der Armenischen Apostolischen Kirche (Katholikossate von Etschmiadzin und von Kilikien), der Äthiopischen Orthodoxen Kirche, der Malankarischen Orthodoxen Syrischen Kirche und der Eritreischen Orthodoxen Kirche. Auf Seiten der katholischen Kirche wirkten neben Kardinal Kasper und Prof. Winkler zahlreiche Vertreter der katholischen Ostkirchen mit, darunter Vertreter der Armenisch- katholischen Kirche, der Syrisch- katholischen Kirche, der Koptischkatholischen Kirche und der Äthiopischkatholischen Kirche. Die Orientalisch-Orthodoxen Kirchen hatten sich nach dem Konzil von Chalcedon (451) von der byzantinischen Reichskirche getrennt. Beim Konzil von Chalcedon war versucht worden, die Glaubensüberzeugung auszudrücken, dass Christus zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist. In der Folge des Konzils kam es zu - auch politisch und kulturell bedingten - Missverständnissen, die in die Trennung zwischen den altorientalischen Kirchen und der Reichskirche mündeten.

Erst bei den von der Stiftung «Pro Oriente» ab September 1971 initiierten «Lainzer Gesprächen» gelang es, viele Missverständnisse auszuräumen. Katholische und altorientalische Theologen kamen bei diesen inoffiziellen Gesprächen gemeinsam zur Überzeugung, dass die theologischen Auseinandersetzungen ab dem 5. Jh. vielfach durch kulturelle Unterschiede und politische Motive bedingt waren, dass aber katholische und orientalisch-orthodoxe Christen in unterschiedlichen Formen denselben Glauben bekennen. Auf Initiative des heutigen koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Schenuda III. (s. G2W 1/2008, S. 22-25) kam es schließlich zur Erarbeitung der «Wiener Christologischen Formel», die bei der Versöhnung zwischen römisch-katholischer Kirche und den altorientalischen Kirchen große Wirkung entfalten sollte.

www.kathpress.at, 6. Februar 2009 - S.K.

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