Katholisches Kirchentreffen in Kroatien 20 Jahre nach dem Fall des «Eisernen Vorhangs»
Die Begegnung unter dem Thema «Die Mission der Kirche in den mittel- und osteuropäischen Ländern 20 Jahre nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems (1989- 2009)» war die dritte ihrer Art nach 2004 in Budapest und 2007 in Prag. Das Datum des Treffens - der 10. Februar - war vom Gastgeber, Kardinal Josip Bozani?, Erzbischof von Zagreb und Vizepräsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), bewusst gewählt worden: An diesem Tag gedenkt nämlich die katholische Kirche in Kroatien des vor zehn Jahren von Papst Johannes Paul II. selig gesprochenen Kardinal Alojzije Stepinac († 1960), der 1946 in einem politischen Schauprozess von den neuen sozialisti- schen Machthabern zu Zwangsarbeit bzw. später zu Hausarrest verurteilt worden war und heute in Kroatien als Märtyrer des kommunistischen Regimes verehrt wird. Am Vorabend der eigentlichen Konferenz fand daher auch im erzbischöflichen Palais in Zagreb die Präsentation des kürzlich erschienen Buches «Kardinal Stepinac - Zeuge der Wahrheit» statt. Das Buch wurde vom katholischen Verlag «Glas Koncila» herausgegeben und dokumentiert die Beiträge eines internationalen Symposiums, das am 19. September 2008 stattgefunden hatte.
Kardinal Bozani? verknüpfte in seiner Eröffnungsansprache das Thema der Tagung mit dem Gedenken an Kardinal Stepinac: Dessen Gedenktag sei nicht nur eine Würdigung des Kardinals, sondern aller Opfer des kommunistischen Regimes. «Denn die Person des Sel. Stepinac ist auf besondere Weise mit jenen zahlreichen Hirten der Länder Mittel- und Osteuropas verbunden, die verfolgt wurden und das Martyrium erfahren haben.» Nun, zwanzig Jahre nach den politischen Umbrüchen, stünde die Kirche vor neuen Herausforderungen: «Obwohl sich die historische Situation grundlegend gewandelt hat, birgt die heutige Mentalität das Risiko einer verarmten Vision des Menschen in sich.» In diesem Zusammenhang erinnerte Kardinal Bozani? an die Kritik von Papst Benedikt XVI. an einer «Diktatur des Relativismus». In ihrer nach der Konferenz veröffentlichten Pressemitteilung betonen die Kardinäle und Bischöfe, der Erfahrungsaustausch habe gezeigt, dass es in den Gesellschaften der ehemals kommunistisch beherrschten Länder noch immer schwierig sei, offen und wahrheitsgemäß über die Vorgänge dieser Zeit zu reden. Die «psychologische Last» dieser Epoche wirke nach und führe noch heute durch Verdächtigungen und Hass zu Polarisierungen und zu Vergiftungen der gesellschaftlichen Atmosphäre. Deshalb sei es wichtig, gerade der jungen Generationen die «historische Wahrheit» zu vermitteln. Auch müsse das Glaubenszeugnis, das Christen in den Zeiten der Verfolgung abgelegt haben, lebendig gehalten werden. Schließlich könne der Glaube zur Heilung jener Wunden beitragen, die der Kommunismus in den Menschen und in der Gesellschaft hinterlassen hat. Als gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen an die Kirche bezeichneten die versammelten Würdenträger die Globalisierung und deren Folgen, Fragen der Bioethik, Migrationsprozesse, die Friedenssicherung und die Schaffung einer neuen Weltordnung. Auch dem Schutz des Lebens, der Förderung der Familie sowie der Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen müsse die Kirche besondere Aufmerksamkeit schenken. Dabei solle die Kirche mit allen positiven Kräften den Dialog suchen und sich für eine Neuevangelisierung und eine Wiederbelebung der «christlichen Wurzeln des alten Kontinents» einsetzen. Teilnehmer der Konferenz waren der Erzbischof von Vilnius, Kardinal Audrys Juozas Backis, der Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanis?aw Dziwisz, der ungarische Primas und Präsident der CCEE, Kardinal Peter Erdö, der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola, sowie die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen von Albanien, Bosnien- Herzegowina, Bulgarien, Tschechien, Litauen, Ungarn, Polen, Rumänien, Slowenien, Serbien, Kroatien, der Slowakei und der Ukraine.
IKA - Vijesti, Nr. 6 und 7, 11. und 18. Februar; www.kathpress.at, 8., 12. Februar 2009 - S.K.