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Polnischer Spielfilm über das Leben des Solidarność-Priesters Popiełuszko

17. März 2009
Im Februar 2009 hatte in Polen ein Spielfilm Premiere, der sich Polens jüngeren Vergangenheit befasst - und mit der identitätsstiftenden Rolle, welche die katholische Kirche in der Solidarność-Bewegung gespielt hat. Der Film unter dem Titel «Popiełuszko - die Freiheit ist in uns» zeichnet das Leben des Priesters Jerzy Popiełuszko nach, der sich zu Beginn der 80er-Jahre für die streikenden Metallarbeiter einsetzte und sie seelsorglich betreute.

Jerzy Popiełuszko wurde am 14. September 1947 geboren und 1972 von Kardinal Stefan Wyszyński zum Priester geweiht. 1980 wurde er als Gemeindepriester in der Kirche des Hl. Stanisław Kostka in Warschau eingesetzt. Dort feierte er während der Zeit des Kriegszustandes regelmäßig «Messen für das Vaterland» und unterstützte auch sonst die Solidarność-Bewegung. Schon bald begann sich der Geheimdienst für ihn zu interessieren, 1983 wurde er ein erstes Mal verhaftet und wegen «Missbrauchs der Gewissens- und Religionsfreiheit » angeklagt. Dieser Missbrauch bestand laut der Anklage darin, dass er «in seinen Predigten permanent neben religiösen Inhalten auch politische Inhalte vermittelte, welche die Staatsgewalt kritisierten». Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurden angeblich Waffen gefunden. Trotz des Angebots, für einen Studienaufenthalt nach Rom zu reisen, blieb Popiełuszko im Land. Auf der Rückfahrt von einem Vortrag am 19. Oktober 1984 wurde er vom Geheimdienst angehalten. Zwei Wochen später wurde seine Leiche, die Spuren von Folter aufwies, in der Weichsel gefunden. Das Begräbnis des Priesters geriet zu einer großen Protestkundgebung. Auf Druck der Öffentlichkeit wurde Popiełuszkos Angreifern später der Prozess gemacht.

Im Jahre 1997 begann der Prozess zur Heiligsprechung von Popiełuszko. Im Rahmen der Pressekonferenz zur Premiere des Films am 16. Februar äußerte sich der Warschauer Erzbischof Kazimierz Nycz dahingehend, dass der «Moment der Heiligsprechung in den letzten Jahren und Monaten deutlich näher gerückt» sei und machte deutlich, dass die katholische Kirche den Film unterstütze. Der Spielfilm des Regisseurs Rafał Wyszyński ist Teil einer umfangreicheren Informationskampagne über das Leben von Popiełuszko, die u. a. vom «Institut des Nationalen Gedenkens » unterstützt wird. So ist auch geplant, ein Multimediakompendium mit einer Auflage von 30 000 Exemplaren an Schulen zu verteilen, das Predigtfragmente von Popiełuszko, einen Dokumentarfilm sowie historische Essays zur Bedeutung seiner Person enthält. Ebenfalls wurde eine interaktive Webpage konzipiert, auf der Quellenmaterial (z. B. Manuskripte), Bilder und Informationen zum Leben des Geistlichen zugänglich sind. Laut dem Regisseur ist es das Ziel des Filmes, «vor allem junge Leute anzusprechen, die über P. Jerzy deutlich weniger wissen als die ältere Generation - oder sogar überhaupt nichts». - Die Reaktionen auf die Premiere lassen erwarten, dass der Film tatsächlich ein großer Publikumserfolg wird.

Gazeta Wyborcza 16., 17. Februar 2009, www.popieluszko.pl - R.C.

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