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Portal-Credo.Ru im Vorfeld der Patriarchenwahl von Hackern lahmgelegt

17. März 2009

Die unabhängige religiöse Website «Portal-Credo.Ru», eine wichtige Nachrichtenquelle für G2W, ist kurz vor dem Landeskonzil der Russischen Orthodoxen Kirche und der Wahl des neuen Patriarchen Kirill Ziel eines massiven Hackerangriffs geworden. Erst Tage nach der Wahl konnte die Site wieder abgerufen werden. Ihre Nachrichten veröffentlichte sie zwischenzeitlich unter http://credo-rating.livejournal.com.

Den Vorfall kommentiert Chefredakteur Alexander Soldatov in einem am 24. Januar auf der Website des russischen Bürgerrechtsforums «Slavjanskij Pravovoj Centr/Slavic Centre for Law and Justice» veröffentlichten Pressekommuniqué: «Am Abend des 23. Januar haben Unbekannte den Zutritt zu unserer Website www.portal-credo.ru blockiert. [...] Die Redaktion sieht einen Zusammenhang zwischen diesem Vorfall und den Vorbereitungen zum Landeskonzil der Russischen Orthodoxen Kirche [...] sowie der Wahl des neuen Patriarchen [...]. Im Vorfeld hatte eine Reihe kirchlichgesellschaftlicher Organisationen (insbesondere der dem [früheren] Stellvertreter des Patriarchen, Metropolit Kirill (Gundjajev), nahe stehende «Bund orthodoxer Bürger») eine Diffamierungskampagne gegen unser Portal als einer der bekanntesten unabhängigen Informationsquellen zum religiösen und sozialen Leben in Russland gestartet. Grund dafür war, dass Portal-Credo.Ru systematisch Informationen und Analysen zu den Kandidaten für das Patriarchenamt sowie den Verlauf des Wahlprozederes lieferte. Portal-Credo.Ru ging dabei sachlich und professionell vor: Es enthielt sich jeder Agitation und Polemik, publizierte weder ungeprüfte Informationen noch Verleumdungen und hielt sich strikt an die russische Gesetzgebung. Obwohl es keine offizielle Beschuldigungen an unsere Adresse gab, haben der Stellvertreter des Patriarchen sowie Mitarbeiter aus seiner engsten Umgebung wiederholt erklärt, unsere Website sei unerwünscht. Kurz vor der Patriarchenwahl haben die Machtorgane der Russischen Föderation die Sorge um ‹deren Sicherheit› übernommen. Unser Portal erhielt Informationen über Gespräche zwischen Mitarbeitern des FSB und Vertretern des Klerus sowie kirchlich- gesellschaftlicher Organisationen, dass es wünschenswert sei, einen bestimmten Kandidaten in das Patriarchenamt zu wählen. Eine Reihe unabhängiger oder oppositioneller kirchlicher Websites - z. B. die Homepage der Russischen Orthodoxen Autonomen Kirche und die Foren der Anhänger von Bischof Diomid - wurden ebenfalls geschlossen. [...] Portal-Credo.Ru, das wahrheitsgemäß über die verschiedenen Aspekte des kirchlichen und religiösen Lebens unseres Landes berichtet, war wiederholt Ziel von Hetz- und Diffamierungskampagnen. Dass wir professionell und verantwortungsbewusst arbeiten, ist auch daraus ersichtlich, dass wir kein einziges Mal verklagt wurden. Auch dieses Mal haben sich die Verantwortlichen im Moskauer Patriarchat sowie dessen Sympathisanten in der Staatsmacht aus Scheu vor wahrheitsgemäßen Informationen gegen einen ehrlichen und offenen Dialog und für rohe Gewalt entschieden. [...] Die Zensur ist unser gemeinsamer Feind.

Alexander Soldatov, Chefredakteur von www.portal-credo.ru, Moskau, 24. Januar 2009.»

www.sclj.ru, 2. Februar 2009 - O.S.

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