Republik Moldau: Patriarch Kirill besucht Republik Moldau
Zum 200. Jubiläum der Gründung der Eparchie Chişinău hat Patriarch Kirill der Moldauischen Orthodoxen Kirche – Moskauer Patriarchat vom 7. bis 9. September einen Pastoralbesuch abgestattet.
Höhepunkt der Visite war ein feierlicher Gottesdienst am 8. September vor der Kathedrale Christi Geburt in Chişinău, den der Patriarch mit Metropolit Vladimir (Cantarian), dem Oberhaupt der Moldauischen Orthodoxen Kirche, zelebrierte. An der Liturgie nahmen auch Präsident Nicolae Timofti, Premierminister Iurie Leancă sowie weitere hohe Politiker und Personen des öffentlichen Lebens teil. Der Besuch des Patriarchen fand in einem schwierigen Kontext statt: Zum einen erfolgte sie wenige Tage nach einer Reise des stellv. russischen Ministerpräsidenten Dmitrij Rogosin, der der Republik Moldau unverblümt mit „ernsthaften Konsequenzen“ gedroht hatte, sollte sie das geplante Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnen. Zum andern fiel der Besuch des Patriarchen in eine Zeit gespannter Beziehungen zwischen Kirche und Staat, da die Kirche der Regierung mit Exkommunikation gedroht hat, sollte sie das Gleichstellungsgesetz nicht zurückziehen (s. RGOW 9/2013, S. 5 f.). Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass es im Vorfeld zu Protesten gegen Kirills Besuch kam: Liberale Medien bezeichneten den Patriarchen als einen „Emissär Moskaus“, der der Republik Moldau die Zollunion mit Russland schmackhaft machen solle, und der liberale Bürgermeister von Chişinău, Dorin Chirtoakă, erklärte, der Patriarch verfolge die Politik des Kremls.
Demgegenüber erklärte der Patriarch im Gespräch mit Ministerpräsident Leancă: „Im Westen existiert der Begriff der konservativen religiösen Persönlichkeit. Ein Progressiver ist jemand, der den Interessen einer Elite oder einer herrschenden Ideologie dient, während der, der das nicht tut, ein Konservativer ist. Ich bin ein Konservativer. Ich diene keinerlei ideologischen Interessen, weder Westeuropas oder Nordamerikas, weder Russlands noch Chinas, Japans oder eines anderen Landes. Ich spreche nämlich nur im Namen Gottes.“ Bevor er in ein Land reise, werde er stets als „Gesandter Moskaus“ tituliert, der „irgendjemanden zu irgendetwas zwingen“ solle. „Ich bin der Patriarch der ganzen Rus‘. Ich bin weder der Patriarch der Russländischen Föderation noch der Patriarch der Ukraine oder der Moldau. Und ich mache keinen Unterschied zwischen einem russischen, moldauischen oder sonst einem Mitbürger.“ Aber er sei davon überzeugt, dass die unpolitische Sendung der Kirche heute aller Welt verkündet werden müsse, weil diese den Glauben verliere. Denn „wenn der Eckstein des Glaubens verworfen wird, dann kommt nichts Gutes dabei heraus. Heute richten wir unsere Sendung an Westeuropa und die westliche Zivilisation, wo die Religion einfach verschwindet und an den Rand der Gesellschaft gedrängt wird.“
Patriarch Kirill reiste anschließend in die abtrünnige Region Transnistrien. Auf dem Hauptplatz von Tiraspol zelebrierte er einen Fürbittgottesdienst, an dem neben der Führung des Landes mehrere tausend Menschen teilnahmen. Die Regierung der international nicht anerkannten Transnistrischen Moldauischen Republik hatte den 9. September zum arbeitsfreien Tag erklärt und die Einwohner der umliegenden Ortschaften kostenlos zum Gottesdienst transportieren lassen, damit sie „ihren Patriarchen“ sehen könnten. Patriarch Kirill rief Chişinău und Tiraspol zu Frieden und gegenseitigem Verständnis auf. Ein offener, aufrichtiger Dialog sei das einzige Mittel für die Lösung des Problems Transnistrien: „Der Glaube des moldauischen, des multiethnischen transnistrischen Volkes sowie die eine, beide Ufer des Dnjestr vereinigende Kirche sind zwei Faktoren, die sicher […] auch zu einer politischen Lösung des sehr schwierigen Problems betragen werden.“ Der Patriarch reiste in Begleitung von Metropolit Vladimir nach Tiraspol, dem wiederholt die Einreise nach Transnistrien verweigert worden war, da er ein „moldauischer Nationalist“ sei.
Die Moldauische Orthodoxe Kirche – Moskauer Patriarchat zählt sechs Eparchien, 1370 Kirchen und 48 Klöster. Nach der Unabhängigkeit des Landes hat ihr das Patriarchat Moskau 1992 weitgehende Autonomie gewährt. Neben ihr existiert die ebenfalls 1992 (wieder)entstandene Metropolie Bessarabien, die der Jurisdiktion des Patriarchats Bukarest untersteht und über 100 Gemeinden und mehrere Klöster umfasst. Beide Patriarchate erheben Anspruch auf die Jurisdiktion in der Republik Moldau (s. G2W 1/2011, S. 16–19).
www.patriarchia.ru, 8.–9. September; www.portal-credo.ru, 30. August, 8.–10. September; www.interfax-religion.ru, 9. September – O. S.