Ukraine: ÖRK bietet Vermittlung zwischen orthodoxen Kirchen an
Eine Delegation des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) hat die Ukraine besucht und angeboten, zwischen den beiden konkurrierenden orthodoxen Kirchen – der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) und der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) – zu vermitteln.
Die Delegation unter der Leitung von Generalsekretär Jerry Pillay traf sich mit hochrangigen Vertretern beider Kirchen und erklärte im Anschluss, beide hätten „klare Zeichen ihres Willens zum Dialog“ gegeben. Diese Offenheit für den Dialog sei ein Zeichen der Hoffnung, dass eine der vielen Wunden und Spaltungen in der Ukraine geheilt werde.
Der ÖRK schreibt den Kirchen eine wichtige Rolle in der Heilung der Wunden, die der russische Krieg gegen die Ukraine verursacht hat, bei der Beendigung des Kriegs und der Förderung eines gerechten Friedens für die Ukraine und die Region zu. Dies betonte er auch gegenüber dem Allukrainischen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen sowie dem ukrainischen Kulturminister. Außerdem sei die „Harmonie“ zwischen den Religionsgemeinschaften in der Ukraine ein „essentielles Element für die nationale Einheit“, die diese Krise erfordere. Der ÖRK will mit den Kirchen und der Regierung der Ukraine zusammenarbeiten, um diese Einheit zu fördern und Spaltungen und Uneinigkeit zwischen den Gläubigen zu mindern. In diesem Sinn bedankte sich ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay für das grundsätzliche Einverständnis der Vertreter UOK und der OKU, an vom ÖRK organisierten Dialogtreffen teilzunehmen. Er will sich nun an die Arbeit für einen ersten Runden Tisch im Laufe dieses Jahres machen.
An einem solchen Runden Tisch soll laut dem bayrischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der als Vorsitzender des Zentralausschusses des ÖRK ebenfalls Mitglied der Delegation war, auch die Russische Orthodoxe Kirche (ROK) teilnehmen. Er schrieb über die Gespräche, die „insbesondere zur Vorbereitung“ des Runden Tischs gedient hätten, auf Facebook, dass sie „sehr ermutigend verlaufen“ seien. In einem Interview mit dem Domradio zeigte er sich zuversichtlich über den „Sinn des Unterfangens“ – „die erstmal an einen Tisch zu kriegen“ – und erklärte, möglicherweise könne ein solches Gespräch zwischen der OKU, UOK und ROK in der ersten Oktoberwoche stattfinden. ÖRK-Generalsekretär Jarry Pillay werde bereits am 17. Mai nach Moskau reisen, um sich mit dem russischen Patriarchen Kirill zu treffen.
In den Statements der beiden orthodoxen Kirchen finden sich jedoch keine expliziten Bestätigungen für ihre Bereitschaft zum Dialog mit der jeweils anderen Kirche. Laut der OKU ging es beim Treffen neben der religiösen Situation in der Ukraine und den Herausforderungen durch den Krieg sowie weitere „aktuelle Fragen“ um den laufenden Prozess der Aufnahme der OKU in den ÖRK. Es sei beschlossen worden, den „Dialog und Konsultationen zur Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen“ weiterzuführen. Das Oberhaupt der OKU, Metropolit Epifanij (Dumenko) betonte, seine Kirche sei „offen für den Dialog“ und dankte allen, die die Ukraine im Krieg unterstützten.
Bei der UOK hieß es, bei dem Treffen sei es um die aktuelle Situation der interreligiösen und Kirche-Staat-Beziehungen in der Ukraine gegangen. Ihr Geschäftsführer, Metropolit Antonij (Pakanitsch), habe die ÖRK-Delegation über „systematische Verletzungen der Rechte“ von Gläubigen und religiösen Organisationen der UOK sowie über die gegen sie gerichteten Gesetzesinitiativen informiert. Zudem hätten sich die Gesprächspartner zur möglichen Rolle des ÖRK bei der Lösung des Kirchenkonflikts in der Ukraine ausgetauscht.
Die ÖRK-Delegation traf sich auch mit Vertretern des Allukrainischen Rats der Kirchen und religiösen Organisationen, um über die Lage der Religionsgemeinschaften im Krieg zu sprechen. Der Vorsitzende des Rats erklärte, in der Ukraine werde die Religionsfreiheit respektiert und es gebe auch im Krieg keine Verfolgung aus religiösen Gründen. Ganz anders sehe die Situation in den von Russland besetzten Gebieten aus. Er hoffe, der ÖRK werde sich auf internationaler Ebene für die ukrainischen Gläubigen einsetzen. Zudem wiesen die Vertreter des Rats den ÖRK darauf hin, dass Russland im Krieg gegen die Ukraine die Religion als Mittel einsetze. Sie erklärten sich ebenfalls bereit, auf internationaler Ebene mit dem ÖRK zusammenzuarbeiten. (NZ)